Krebsprävention in Europa ist noch immer unzureichend

Die Krebsinzidenz in der Europäischen Union ist von 2,1 Millionen im Jahr 2002 auf 2,5 Millionen im Jahr 2008 gestiegen. Dabei rangiert ganz vorne Darmkrebs.

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Abspecken hilft, das Risiko für Darmkrebs zu verringern.

Abspecken hilft, das Risiko für Darmkrebs zu verringern.

© dpa

MANCHESTER (ple). In Europa macht der Anteil der Patienten mit Darmkrebs aktuellen Daten aus dem Jahr 2008 zufolge 13,6 Prozent aller Krebs-Neuerkrankungen aus, wie im "European Journal of Cancer" (EJC 2010; 46: 2605) berichtet wird. Niederländische Forscher hatten in ihrer Studie die Daten der Krebsregister in den sieben EU-Staaten Tschechische Republik, Dänemark, Frankreich, Lettland, Niederlande, Spanien und Großbritannien ausgewertet. Jedes Jahr erkranken danach etwa 300 000 Menschen an Darmkrebs.

Übergewicht und Bewegungsmangel sind zwei von mehreren Risikofaktoren für Darmkrebs. In ihrer Studie erstellten die Wissenschaftler um Dr. Andrew Renehan aus Manchester deshalb ein Vorhersage-Modell, um den Effekt des Abnehmens und der körperlichen Aktivität auf die Darmkrebsinzidenz bis zum Jahr 2040 zu berechnen.

Am meisten würden der Berechnung zufolge Männer von einer Gewichtsabnahme und von vermehrter körperlicher Aktivität profitieren, Frauen dagegen am meisten von mehr Bewegung, so Renehan.

Allerdings: Derzeit hätten immer mehr Menschen in Europa trotz der Empfehlungen einen BMI über 25, heißt es in einer Mitteilung der European Cancer Organization (ECCO). In den beteiligten Ländern lag er zwischen im Median 24 und 27. Bis zum Jahr 2040 könnten der Modellrechnung zufolge elf Darmkrebs-Neuerkrankungen pro 100 000 Personenjahren verhindert werden, wenn sich Übergewichtige und Adipöse an die Empfehlungen zur Gewichtsabnahme - und zur Vermeidung von Übergewicht - sowie zu mehr Bewegung (wenigstens 30 Minuten täglich an mindestens fünf Tagen pro Woche) hielten. Dieser Berechnung legten die Forscher die Annahme zugrunde, dass ein Idealwert eines BMI von 21 in der Bevölkerung erreicht würde.

Trotz der Finanzkrise sollten die EU-Regierungen die Krebs-Primärprävention nicht vernachlässigen, mahnen spanische Gesundheitsexperten um Dr. Jose M. Martin-Moreno aus Valencia (EJC 2010; 46). Dazu gehöre auch, die Steuern etwa auf Zigaretten und Alkohol zu erhöhen.

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