"Krebsregister sind Ansprechpartner für Ärzte"

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BERLIN (af). Ärzte sollten die Dokumentation von Krebskrankheiten nicht als bürokratische Last, sondern als Teil der Therapie begreifen. Diese Aufforderung hat der Gelsenkirchener Pathologe Professor Werner Schlake beim Krebskongress in Berlin an sein überwiegend ärztliches Publikum gerichtet und erhielt dafür sogar Beifall.

Krebsregister, in denen sich der bürokratische Aufwand der Ärzte niederschlage, trügen dazu bei, die Versorgung zu verbessern und seien ein Instrument der unabhängigen Qualitätssicherung. Dieses Fazit zogen Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Tumorzentren. Die auf Länderebene entstehenden Register trügen dazu bei, die in der Literatur belegten therapeutischen Daten bevölkerungsbezogen zu erfassen.

Damit entwickelten sie sich zu Ansprechpartnern der Ärzte vor Ort. "Studien spiegeln nicht immer die Verteilung von Tumorkrankheiten in der Bevölkerung wider", sagte Alexander Katalinic von der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister Deutschlands.

Mit den Registern ließe sich zudem evaluieren, wie wirksam Screenings seien. Das Modellprojekt der Qualitätsbezogenen Mammadiagnostik in Schleswig-Holstein (QuaMaDi) in den Jahren 2001 bis 2005 habe gezeigt, dass die Frauen in der Modellregion günstigere Prognosen aufwiesen, als die Frauen in den Vergleichsgebieten. Dies lasse sich anhand der Tumorstadienverläufe belegen, also dem Zeitpunkt der Entdeckung. Die Verlaufsdaten seien die Stärke der klinischen Krebsregister, so Katalinic.

Die Arbeitsgemeinschaft Tumorzentren appellierte an die Länder, die Finanzierung der Krebsregister zu harmonisieren. Außerdem müsse ein kostenloser Abgleich mit den Meldebehörden möglich werden, um schneller zu erfahren, wer noch lebt und wer nicht. Ärzte sollten helfen, die Register auf dem Laufenden zu halten. Umgekehrt sollten die Register Dienstleister für Ärzte und Kliniken sein.

"Wir hinken bei der Versorgung Krebskranker nicht hinter den USA her", sagte Professor Dieter Hölzel vom Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie in München. Dies hatten die Ergebnisse einer Studie im vergangenen Jahr noch nahegelegt. Die Studie Eurocare 4 sei aber nicht mehr aussagekräftig, weil ihre Daten in den 90er Jahren erhoben worden seien. Inzwischen gebe es eine völlig andere Infrastruktur.

Keine Fortschritte macht derweil die Einrichtung eines Nationalen Krebsregisters. Erst wenn im Sommer die gesetzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen seien, könne der Ausschuss ein Institut damit beauftragen, so Rainer Hess, Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses. Die Aufgabe müsse zuvor europaweit ausgeschrieben werden. Die Finanzierung sei ungeklärt.

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