Künstlich gezeugte Kinder entwickeln sich meist normal
HAMBURG (nke). Reif geborene Kinder, die per intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) gezeugt werden, entwickeln sich körperlich und geistig ebenso gut wie spontan gezeugte Kinder. Intelligenz, emotionale Entwicklung und Verhalten unterscheiden sich nicht.
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Hier wird ein Spermium in die Eizelle injiziert.
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ICSI-Kinder haben auch nicht häufiger Kinderkrankheiten oder akute, chronische und neurologische Krankheiten. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie ICSI-Follow-up II. In der prospektiven Kohortenstudie wurden 276 Kinder nach ICSI sowie 273 spontan gezeugte Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren untersucht. Alle Kinder waren reif geborene Einlinge (Frauenarzt 49, 2008, 306).
Pädiater untersuchten die Kinder nach einem standardisierten Verfahren hinsichtlich Gesundheit und physischer Entwicklung einschließlich Seh- und Hörvermögen. Sie fanden keine Unterschiede. Meilensteine der Entwicklung wie Sitzen, Laufen, Sprechen wurden von den Kindern zu ähnlichen Zeitpunkten erreicht.
Und: Die Kinder beider Gruppen zeigten eine normale Entwicklung bezüglich Verhalten, Emotionen und Intelligenz, wie die Untersuchung der Kinderpsychologin ergab. Auffällig waren lediglich die häufigeren Operationen im Urogenitalbereich bei Jungen nach ICSI (19 Prozent versus 9 Prozent) aufgrund vermehrter urogenitaler Fehlbildungen.
Die Autoren vom Hamburger Endokrinologikum und der Lübecker Unifrauenklinik weisen darauf hin, dass das Risiko für eine Frühgeburt und für ein Kind mit niedrigem Geburtsgewicht nach künstlicher Befruchtung nicht nur bei Mehrlingen, sondern auch bei Einlingen erhöht ist. Und diese Risiken beeinflussten die weitere Gesundheit der Kinder.
Zusätzlich zur Untersuchung der Kinder wurden im Rahmen der Multicenter-Studie 1614 Familien kontaktiert, in denen ein ICSI-Kind im Alter von vier bis sechs Jahren lebt. 899 beantworteten den Fragebogen, in dem sie unter anderen zur Gesundheit des Kindes und zu weiteren Schwangerschaften Auskunft gaben. Fast 38 Prozent der Paare hatten noch ein weiteres Kind bekommen, und zwar fast die Hälfte davon ohne künstliche Befruchtung.