Plötzlicher Herztod

Männer trifft's doppelt so oft wie Frauen

Altersunabhängig ist bei Männern das Lebenszeitrisiko für einen plötzlichen Herztod mindestens doppelt so hoch wie bei Frauen. Wie können Ärzte das Risiko am sichersten voraussagen?

Von Ulrike Fortmüller Veröffentlicht:
Unter Druck: Ein Patient mit Herzproblemen wird versorgt.

Unter Druck: Ein Patient mit Herzproblemen wird versorgt.

© Hajrudin Merdanovic/ dpa

CHICAGO. Forscher haben jetzt erstmals das Lebenszeitrisiko für den plötzlichen Herztod, ausgelegt auf eine Lebensdauer von 85 Jahren, anhand von Langzeitdaten der Framingham Heart Studie (FHS) für verschiedene Altersindexgruppen und gängige Risikofaktoren (Blutdruck, Cholesterinwerte, Rauchen und Diabetes) ermittelt. Dabei haben sie auch einen Vergleich zwischen Männern und Frauen angestellt (J Am Heart Assoc 2016; online 29. Juni).

Mit der Zahl der Risikofaktoren stieg erwartungsgemäß das Lebenszeitrisiko für einen plötzlichen Herztod bei allen Studienteilnehmern. Männer mit zwei oder mehr Risikofaktoren hatten in jeder der analysierten Altersgruppen (45, 55, 65 und 75 Jahre) ein Risiko von mindestens zwölf Prozent, sodass etwa jeder achte Mann betroffen war; die meisten Todesfälle traten vor dem 70. Lebensjahr auf.

Frauen hatten dagegen bezüglich kumulativer Risikofaktoren ein signifikant niedrigeres Lebenszeitrisiko für den plötzlichen Herztod, das adjustiert für alle Risikofaktorkombinationen mit bis zu sechs Prozent nur etwa halb so hoch war.

Blutdruck als bester Gradmesser für Vorhersage

Für beide Geschlechter und sämtliche Altersgruppen entpuppte sich der Blutdruck als bester Parameter zur Risikoprädiktion: Am höchsten war das Lebenszeitrisiko für plötzlichen Herztod mit 16,3 Prozent bei Männern aus der Gruppe der 45-Jährigen, deren Blutdruckwerte über 160/100 mmHg lagen.

Ausgewertet wurden Daten von 2785 Frauen und 2294 Männern, die ihre Erstuntersuchung zur Teilnahme an der FHS zwischen 1948 und 2001 hatten und bei denen bis zu diesem Zeitpunkt keine Zeichen kardiovaskulärer Vorerkrankungen vorlagen.

Plötzlicher Herztod war definiert als Tod binnen einer Stunde nach Auftreten von KHK-Symptomen, unter Ausschluss anderer Todesursachen nach den vorliegenden Patientendaten, und wurde durch drei Ärzte bestätigt.

Nur weiße Amerikaner untersucht

Die Ergebnisse der Studie beschränken sich ausschließlich auf weiße Amerikaner und sind deshalb nicht auf andere Bevölkerungsgruppen übertragbar. Auch wurde bisher der Einfluss sozioökonomischer und Lebensstil-abhängiger Faktoren auf das Risiko für plötzlichen Herztod nicht untersucht.

Ebenfalls nicht berücksichtigt wurden Patienten, die einen plötzlichen Herzstillstand überlebten, vielleicht weil noch andere wichtige Faktoren als die hier beurteilten eine Rolle spielten.

Außer eine konsequente Therapie bekannter Risikofaktoren zum Schutz gegen plötzlichen Herztod sei die Identifizierung besonderer Risikogruppen wichtig, so die Studienautoren, etwa Männer um die 45 mit hohem Blutdruck oder Raucher über 65 Jahre. Auch von der Implantation von Cardioverter-/Defibrillator-Systemen könnten bestimmte Patienten profitieren.

Die Autoren wünschen sich künftig zum Beispiel neue Biomarker oder Gendiagnostik, um Risikoträger besser zu identifizieren und plötzliche Herztodesfälle weiter reduzieren zu können.

Mehr Informationen zur Kardiologie unter www.springermedizin.de

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