Chemsex und HIV

Mehr Sexualkontakte unter Drogeneinfluss

Unter HIV-positiven MSM kommt es vergleichsweise häufiger zu Sexualkontakten unter Drogeneinfluss. Behandler sollten das im Auge behalten.

Marco MrusekVon Marco Mrusek Veröffentlicht:
Sexualkontakte unter Drogeneinfluss nehmen europaweit zu (Symbolbild).

Sexualkontakte unter Drogeneinfluss nehmen europaweit zu (Symbolbild).

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Neu-Isenburg. Potenzielle Arzneimittel-Interaktionen sollten HIV-Behandler nicht nur zwischen der antiretroviralen Therapie (ART) und der Medikation bei Komorbiditäten bedenken. Darüber hinaus sollten Ärzte auch auf Interaktionen zwischen der ART und Substanzen achten, die häufig bei Chemsex, also Sexualkontakten unter Drogeneinfluss, zum Einsatz kommen.

Solche Sexualkontakte unter HIV-positiven Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), haben zum Beispiel in der Schweiz in den letzten Jahren zugenommen, hat die Auswertung einer Schweizer Kohortenstudie ergeben (HIV Med 2020; 21(4)228-239).

Häufige Substanzen, die konsumiert werden, um das sexuelle Erlebnis intensiver zu gestalten, sind zum Beispiel Crystal Meth (Methamphetamin), Ecstasy (MDMA), Mephedron, Gamma-Hydroxybutyrat (GHB) beziehungsweise Gamma-Butyrolacton (GBL), Ketamin, Kokain oder Amphetamin.

Für die Studie wurden insgesamt 166.000 Arztbesuche von 12.500 Patienten der Schweizer HIV-Kohorte (SHCS) zwischen 2007 und 2017 ausgewertet. Für diese Patienten wurde neben anderen Faktoren der Drogengebrauch mehrerer Substanzklassen im Längsschnitt erfasst. Unter den Probanden befanden sich 5657 HIV-positive MSM sowie 6870 HIV-positive Nicht-MSM (Frauen oder heterosexuelle Männer).

In der Nicht-MSM-Gruppe sank die Zahl der Probanden, die mindestens einen Drogenkonsum pro Jahr hatten, über den Studienzeitraum von zehn Jahren von zehn auf sechs Prozent. Bei den MSM hingegen stieg der Drogenkonsum von neun auf 14 Prozent an.

Am häufigsten wurden dabei Crystal Meth und GHB beziehungsweise GBL konsumiert. 44 Prozent der MSM gaben an, im Studienzeitraum von zehn Jahren mindestens einmal Chemsex-Drogen ausprobiert zu haben.

Chemsex wichtiger Faktor für HIV-Neuinfektionen

Chemsex war darüber hinaus signifikant mit kondomlosem Analverkehr mit wechselnden Partnern sowie einer höheren Prävalenz für (selbst angegebene) Depressionen, Syphilis und Hepatitis C assoziiert. Außerdem war die ART-Adhärenz bei den MSM, die GHB/GBL, Kokain oder Amphetamin konsumierten, geringer als in der Gruppe der Nicht-MSM.

Eine Einschränkung der Studie ist, dass keine Vergleichsgruppe von HIV-negativen MSM vorliegt. Die Studienautoren um Hans Benjamin Hampel von der Universität Zürich weisen darauf hin, dass Chemsex einen wichtigen Faktor für die HIV-Neuinfektionen unter seronegativen MSM darstellt.

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