Mehrere Areale im Gehirn bei Juckreiz aktiv

DAVOS (sto). Wenn Juckreiz chronisch wird, liegt das offenbar auch an der Verarbeitung der Reize im Gehirn. Darauf deuten PET- und MRT-Daten. Eine Salbe genügt dann häufig nicht, sondern es kann auch eine systemische Therapie nötig werden. Auch Akupunktur kann Patienten mit chronischem Juckreiz helfen.

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Die Chronifizierung des Juckreizes ist bei einigen Hauterkrankungen besonders stark. Das gilt vor allem für Patienten mit Neurodermitis, mit einer akuten exazerbierten chronischen Urtikaria oder mit Prurigo simplex subacuta.

Wird die Intensität des Juckreizes lediglich mit einer visuellen Analogskala (VAS) quantifiziert, könnte der Eindruck entstehen, daß die Beeinträchtigung in allen drei Patientengruppen etwa gleich schlimm ist, so Privatdozent Dr. Ulf Darsow von der TU München beim Fortbildungskongreß "Fortschritte der Allergologie, Immunologie und Dermatologie" in Davos.

Mit dem "Eppendorfer Juckreiz-Fragebogen" (EJF) hat der Dermatologe jedoch herausgefunden, daß Patienten mit juckenden Dermatosen je nach Krankheitsbild den Reiz sehr unterschiedlich wahrnehmen und beschreiben. Das könnte auch ein Hinweis darauf sein, daß bei Juckreiz außer peripheren Mechanismen auch zentralnervöse Aspekte bedeutsam sind, so Darsow.

Bestätigt wurden diese Überlegungen durch Untersuchungen des Gehirns mit PET und im MRT bei Gesunden, die mit Histamin provoziert wurden. Danach sind an der Verarbeitung von Juckreizen mehrere Hirnareale beteiligt. Deshalb reiche es wohl auch nicht aus, nur Salbe auf die betroffene Haut zu geben. Außer der topischen Behandlung sollten auch systemische Therapien, die auf die Nozizeption gerichtet sind, verwendet werden, sagte Darsow.

Eine Möglichkeit zur Behandlung bei Juckreiz könne Akupunktur sein. Eine placebokontrollierte Studie mit zehn Gesunden ergab, daß Akupunktur vor allem Einfluß auf das subjektive emotionale Empfinden des Juckreizes hat, so daß sich die Teilnehmer weniger kratzten.

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