Lokale und systemische Effekte

Melanom – Bengalrosa bringt Erkrankung in Remission

Verdünntes Bengalrosa, intraläsional injiziert, kann maligne Melanome zum Verschwinden bringen. Hinzu kommen systemische Effekte: Der Stoff wirkt auch an Stellen, an denen er gar nicht gespritzt wurde.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Melanom in der Kreuzbeinregion: Bengalrosa wird auch bei lokal fortgeschrittenen und metastasierten Melanomen getestet.

Melanom in der Kreuzbeinregion: Bengalrosa wird auch bei lokal fortgeschrittenen und metastasierten Melanomen getestet.

© Dr. Hans Schulz, Bergkamen

MÜNCHEN. Bengalrosa ist ursprünglich ein Farbstoff, den Augenärzte in Augentropfen verwenden, um geschädigte Binde- oder Hornhautzellen sichtbar zu machen. Auch die Exkretionsleistung der Leber lässt sich mit seiner Hilfe quantifizieren.

Der Grund, warum Merrick Ross vom MD Anderson Cancer Center in Houston, Texas, auf dem 7. Post-Chicago-Melanoma-Meeting in München über den Farbstoff sprach, hat mit den ursprünglichen Einsatzgebieten von Bengalrosa wenig zu tun. Mit isotonischem Kochsalz zu einer 10%igen Lösung verdünnt und in PV-10 umbenannt, soll das zur Klasse der niedermolekularen Verbindungen zählende Bengalrosa helfen, Melanome in den Stadien III und IV intraläsional zu behandeln. Dabei wirkt PV-10 nicht nur in den Läsionen, in die es injiziert wird, lokal ablativ, sondern induziert auch systemische Effekte.

Die Ergebnisse, die Ross vorzuweisen hatte, können sich sehen lassen. Komplett- und Teilremissionen traten in einer Open-Label-Studie bei mehr als der Hälfte der 80 Patienten auf, wobei die Rate an Komplettremissionen allein 26 Prozent erreichte. Ein solches komplettes Verschwinden zeigte sich bei 50 Prozent der Patienten, wenn alle Läsionen behandelt worden waren, und bei 23 Prozent, wenn benachbarte Läsionen (Bystander) unbehandelt blieben. Bei bis zu zehn unbehandelten Hautläsionen lag die Rate an Komplettremissionen noch bei 14 Prozent.

Ob es zu Remissionen unbehandelter Läsionen kommt, hängt offenbar wesentlich davon ab, wie stark die lokale Reaktion in den behandelten Läsionen ausfällt, wobei eine Blasenbildung als günstiges Zeichen gilt. Die Response hielt in der Studie im Median vier Monate an. 8 Prozent der Patienten zeigten auch nach einem Jahr keine Krankheitszeichen.

In Tumorzellen passiert PV-10 die Zellmembran und sammelt sich in den Lysosomen, wodurch es rasch zu einer Autolyse der Tumorzellen kommt. Auch unbehandeltes Tumorgewebe geht zurück. Womöglich wird hier eine sekundäre, tumorspezifische, T-Zell-vermittelte Immunantwort auf den Tumor induziert. Ergebnisse von Tierexperimenten weisen in diese Richtung.

Wie Ross berichtete, laufen inzwischen weitere Studien mit PV-10. In die eine werden Patienten mit lokal fortgeschrittenen kutanen Melanomen aufgenommen. Patienten im experimentellen Arm erhalten PV-10, die Kontrolltherapie besteht in einer Chemotherapie mit Dacarbazin oder Temozolomid oder in einer onkolytischen Therapie mit Talimogen laherparepvec. Die Studie soll im Herbst 2018 abgeschlossen sein. Die andere Studie umfasst Patienten mit metastasiertem Melanom, getestet wird die Kombination von PV-10 mit Pembrolizumab gegen Pembrolizumab allein. Im November 2023 soll die Studie beendet sein.

Ergebnisse einer Open-Label-Studie

- Bei mehr als der Hälfte der 80 mit Bengalrosa behandelten Patienten traten Komplett- und Teilremissionen auf, wobei die Rate an Komplettremissionen allein 26 Prozent erreichte.

- Ein solches komplettes Verschwinden zeigte sich bei 50 Prozent der Patienten, wenn alle Läsionen behandelt worden waren, und bei 23 Prozent, wenn benachbarte Läsionen (Bystander) unbehandelt blieben.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Maternale und neonatale Komplikationen

Frühe Melanome bilden wohl kein erhöhtes Risiko für Schwangere

Randomisierter Vergleich

Bei inoperabler Lentigo maligna: Imiquimod oder Strahlentherapie?

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Symptome, Ursachen und Therapie

© Evgeniya Markina | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Trockene Augen

Symptome, Ursachen und Therapie

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Arzneimittelbasierte Wundsalben

© AndreyPopov | iStock

Optimale Wundheilung

Arzneimittelbasierte Wundsalben

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

© supawat bursuk | iStock

Übergewicht bei Kindern

Erhöhtes Risiko für immunvermittelte Hautkrankheiten

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Tab. 1: Im Rahmen des Ringversuchs eingesetzte Anti-Claudin-18.2-Antikörperklone: Erfolgsraten und Problemanalyse. Berücksichtigt wurden Antikörper, die in 2 Laboren verwendet wurden

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Claudin-18.2-Testung – wichtige Aspekte in der Praxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weizen und Gluten entstigmatisieren

Reizdarmsyndrom: Ist die Glutensensitivität ein Nocebo-Phänomen?

Lesetipps
Mit einem PSA-basierten Screening sollen Prostatakarzinome früh erkannt werden

© Peakstock / stock.adobe.com

Früherkennung

PSA-basiertes Prostatakrebs-Screening: Langzeitdaten belegen Nutzen