Nach Hörsturz

Mit Antioxidanzien wieder besser hören

Eine Zusatztherapie mit den Vitaminen A,C,E sowie Selen verbessert die Prognose nach einem Hörsturz: Die Hörschwelle sinkt fast 10 dB stärker als mit einer alleinigen Standardbehandlung.

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ISTANBUL. Es ist zwar noch immer unklar, was einen Hörsturz verursacht, vermutet wird aber, dass reaktive Sauerstoff- und Stickststoffspezies den Schaden anschließend vergrößern.

Ärzte der Klinik Bakirköy Dr. Sadi Konuk in Istanbul haben nun untersucht, ob eine Zusatzbehandlung mit Radikalfängern das Therapieergebnis verbessert.

Die HNO-Ärzte um Dr. Hakan Kaya haben zu diesem Zweck 70 Hörsturz-Patienten zusätzlich zur Standardtherapie mit einem hochdosierten Vitamincocktail behandelt (Eur Arch Otorhinolaryngol 2014, online 12. Februar).

Über 30 Tage hinweg bekamen diese Patienten täglich 400 mg Vitamin C, 56.000 IE Vitamin A, 400 IE Vitamin E sowie 100 Mikrogramm Selen. Die Vitamindosis lag damit etwa 10- bis 20-fach über der empfohlenen Tagesdosis.

In der Kontrollgruppe erhielten 56 Patienten nur die Standardtherapie. Diese bestand aus einer Behandlung mit Methylprednisolon, Trimetazidin und hyperbarem Sauerstoff.

In beiden Gruppen klagten mehr als 85% der Patienten über Tinnitus, ein Drittel bis die Hälfte über Schwindel und ebenso viele über ein dumpfes Gefühl im Ohr.

Hörschwelle um 36 dB gesenkt

Bei Therapiebeginn lag die Hörschwelle in der Vitamin-Gruppe bei 73 dB, 77 dB waren es in der Kontrollgruppe.

Nach 30 Tagen hatte sich das Hörvermögen in beiden Gruppen deutlich verbessert, jedoch etwas stärker in der Gruppe mit der Vitamintherapie: Hier hatte die Hörschwelle um 36 dB auf einen Wert von 37 dB abgenommen, in der Kontrollgruppe sank die Schwelle hingegen nur um 27 dB auf 50 dB. Der Unterschied war mit einer Fehlerwahrscheinlichkeit von 1,4 Prozent statistisch signifikant.

Dies machte sich auch bei den Remissionsraten bemerkbar: Komplett erholte sich das Hörvermögen bei 37 Prozent in der Vitamingruppe, aber nur bei 29 Prozent in der Kontrollgruppe.

Überhaupt nicht angesprochen hatten nur 14 Prozent mit der Antioxidanzien-Zusatztherapie, aber 29 Prozent ohne Vitamine und Selen.

Beste Wirkung bei einer Hörschwelle unter 46 dB

Die Therapie mit den Radikalfängern schien insgesamt bei den Patienten am wirksamsten zu sein, die zu Beginn eine Hörschwelle unter 46 dB zeigten. Die Studienautoren um Kaya vermuten, dass bei einer höheren Schwelle das Innenohr zu stark geschädigt ist, als dass Antioxidanzien noch viel nützen könnten.

Ein Problem bei der Studie ist allerdings die fehlende Randomisierung und Verblindung. Die Patienten wurden gefragt, ob sie eine Zusatztherapie mit Antioxidanzien wollten oder nicht, nur diejenigen, die sich gezielt dafür aussprachen, bekamen die Therapie. Das könnte das Studienergebnis verzerrt haben.

Immerhin hatten jedoch auch schon andere Studien Hinweise auf einen Nutzen von Antioxidanzien ergeben, vor allem für die Kombination von Vitamin C und E. (mut)

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