Mit Schulung weniger Atemnot-Anfälle

NEU-ISENBURG (ikr). Die Zahl der Asthma-bedingten Todesfälle ist in Deutschland in den vergangenen Jahren zwar gesunken, im internationalen Vergleich ist sie aber immer noch recht hoch. Weiter verbessern ließe sich die Bilanz möglicherweise, indem mehr Asthma-Kranke als bisher effektiv geschult werden - getreu dem Motto des heutigen Welt-Asthma-Tages: "Es gibt noch Defizite bei Asthma".

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Werden Asthma-Patienten geschult, haben sie weniger Anfälle und müssen nicht mehr so oft in die Klinik. Das belegen Studien mit ambulanten Schulungsprogrammen. Dazu gehören etwa das Programm der Arbeitsgemeinschaft Asthmaschulung im Kindes- und Jugendalter, das im September 2005 vom Bundesversicherungsamt akkreditiert wurde, sowie das ebenfalls akkreditierte NASA-Programm für Erwachsene. Jenes wurde vom Bundesverband der Pneumologen, der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und der Deutschen Atemwegsliga entwickelt.

Schulung bisher nicht flächendeckend

Kritiker bezweifeln jedoch, ob sich solche Programme, bei denen in Gruppen geschult wird, aufgrund des hohen organisatorischen Aufwandes flächendeckend umsetzen lassen. Zudem sei es hiermit schwierig, regelmäßig Nachschulungen anzubieten, meint der Gießener Pädiater und Pneumologe Professor Hermann Lindemann. Es wird daher nach alternativen Schulungskonzepten für Erwachsene und Kinder gesucht.

So bieten Lindemann und seine Arbeitsgruppe asthmakranken Kindern und ihren Eltern eine individuelle Schulung an, die sich nach Auffassung von Lindemann auch in Praxen von niedergelassenen Kollegen realisieren ließe. "Bei der Erstschulung vermitteln wir den Patienten nach einem strukturierten Programm in etwa 30 bis 60 Minuten, was Asthma eigentlich ist und was man dagegen tun kann", sagte Lindemann zur "Ärzte Zeitung".

Außerdem werden die Patienten mit den Inhalationstechniken und der Lungenfunktionsmessung vertraut gemacht. Ein wesentlicher Teil der Schulung besteht aber auch darin, die Kinder zur Verhaltensänderung, etwa zur regelmäßigen Anwendung der Medikation zu bewegen. Lindemann: "Das geschieht auch auf emotionaler Ebene, indem man den Patienten bewußt macht, daß Asthma eine gefährliche Krankheit ist, die bei unzureichender Behandlung zu irreversiblen Lungenschäden und den entsprechenden Einschränkungen im täglichen Leben führt."

Um die Patienten langfristig bei der Stange zu halten, sollten regelmäßig Nachschulungen erfolgen, am besten alle drei bis sechs Monate. Dadurch könnten Verhaltensfehler erkannt und korrigiert werden, und das vorhandene Wissen kann gefestigt werden.

Grund für fehlerhaftes Verhalten wird eruiert

Das Besondere am Gießener Schulungskonzept: Es wird Hand in Hand mit der Anamnese und den Diagrammen der Lungenfunktionsmessung des einzelnen Kindes gearbeitet. So werden geschulte Patienten bei jedem weiteren Kontakt gefragt, ob es seit dem letzten Termin Probleme mit den Atemwegen gegeben hat, und gegebenenfalls werden dann die Gründe eruiert.

Lindemann: "Dazu gehört auch, daß wir uns von den Kindern jedes Mal den Umgang mit ihren Inhalationsgeräten vorführen lassen. Es folgt eine kurze, auf die speziellen Probleme des Patienten zugeschnittene Nachschulung. Diese läßt sich in die Sprechstunde integrieren, so daß die Kinder gar nicht merken, daß sie geschult werden."

Der Pädiater hofft, daß die individuelle ambulante Schulung bald bundesweit zur Verfügung steht. Die Genehmigung dafür ist bereits beantragt. Lindemann: "Sobald wir das Zertifikat erhalten haben, können wir Kollegen ausbilden und ihnen sagen, daß sie die Schulung von den Kassen vergütet bekommen. "

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