Schulung und Betreuung

Mit Telemedizin gegen COVID-Risiko bei Diabetes

Bei Diabetes ist das Risiko für schwere COVID-19-Verläufe deutlich erhöht. Das zeigen Daten aus England. Kontakte sind einzuschränken und dabei nützen Videosprechstunden, betonen Experten.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
In der Videosprechstunde werden auch die non-verbalen Botschaften der Patienten sichtbar.

In der Videosprechstunde werden auch die non-verbalen Botschaften der Patienten sichtbar.

© M.Dörr & M.Frommherz / stock.adobe.com

VDBD Akademie

  • Neue Formate: Der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) entwickelt aktuell Konzepte, um klassische Angebote in digitale Formate zu transferieren.
  • Ein Online-Seminar zur Betreuung von Diabetikern mit Hybrid Closed Loop-Systemen findet am 27. Juni statt.

Weitere Informationen unter: www.vdbd-akademie.de unter „Seminare“

Neu-Isenburg. Knapp jeder dritte in englischen Krankenhäusern gestorbene COVID-19-Patient war Diabetiker. Entsprechende Daten einer bisher unpublizierten Analyse des National Health Service (NHS) hat Professor Thomas Danne vom Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover vorgestellt. Nach britischen Presseberichten, sind nach der NHS-Analyse in englischen Kliniken 7466 Typ-2-Diabetiker mit COVID-19 gestorben sowie 365 Typ-1-Diabetiker. Im Vergleich zu stationär behandelten COVID-19-Patienten ohne die Stoffwechselkrankheit ergab sich bei zusätzlichem Typ-2-Diabetes ein etwa 2-fach erhöhtes und bei Typ-1-Diabetes ein 3,5-fach erhöhtes Sterberisiko.

Erhöhte Infektgefahr bei schlechter Stoffwechseleinstellung

Allerdings treten auch bei Diabetes die meisten Corona-Todesfälle in fortgeschrittenem Alter auf, gab Danne bei einem Webinar des Unternehmens Dexcom zu bedenken. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) sieht zudem nur unter bestimmten Umständen bei Zuckerkranken ein erhöhtes COVID-19-Risiko und weist besonders auf die verstärkte Infektionsgefahr bei schlechter Stoffwechseleinstellung hin.

Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, sind Beratung, Schulung und Betreuung bei Diabetes auf ein Minimum reduziert worden. So hatte der GBA bekanntlich bereits im April entschieden, dass im DMP eigentlich verpflichtend vorgesehene Schulungen 2020 ausgesetzt werden können. Die DDG setzt sich jetzt alternativ für Videoschulungen mit strukturierten und evaluierten Programmen ein. In einigen KV-Bezirken, wie Nordrhein, Westfalen-Lippe, Niedersachsen und mit Einschränkungen in Rheinland-Pfalz würden solche Schulungen inzwischen übergangsweise für die Zeit der Corona-Krise genehmigt und honoriert, berichtet die DDG in einer Mitteilung. Die Fachgesellschaft appelliert an die anderen KV-Bezirke, ebenfalls solche Regelungen für Diabetespatienten zu verabschieden.

CGM-Daten ermöglichen gute Online-Betreuung

Patienten können aber auch außerhalb von Schulungen gut mit Telemedizin betreut werden, besonders wenn Werte aus einer sensorbasierten kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) zur Verfügung stehen. Der Pädiater Danne profitiert hier von einer hohen Akzeptanz innovativer Techniken bei der Therapie von Kindern und Jugendlichen. Über 90 Prozent der an seiner Klinik behandelten Patienten mit Typ-1-Diabetes würden bereits mit modernen Systemen wie CGM, Insulinpumpen oder Smartpens behandelt.

Solche Systeme erlauben eine besonders gute Feinabstimmung der Therapie. Für die Videosprechstunde werden die Werte in die „cloud“ geladen und können so bei einer Online-Sitzung zusammen von Arzt und Patient durchgesprochen werden. Hierzu dienen die grafisch in Mittelwertskurven aufbereiteten Daten der letzten Wochen. Therapiedefizite lassen sich erkennen und Maßnahmen zur Optimierung vereinbaren.

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