Jungfernzeugung
Mit einem Krebs gegen den Krebs
Forscher sind fasziniert von den erst kürzlich entstandenen Marmorkrebsen. Ihre einzigartige Genom-Evolution ist dabei insbesondere für die Tumorforschung interessant.
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Der Marmorkrebs: Erst vor 30 Jahren entstanden und eine Hoffnung für die Krebsforschung.
© Lyko/DKFZ
HEIDELBERG. Forscher des DKFZ sind der Meinung, dass ein Tier namens Marmorkrebs bei der Krebsforschung helfen kann. Die Vermehrung der Lebewesen zeigt Parallelen zum Tumorwachstum, fanden sie in einer Genom-Analyse heraus. Die entsprechende Studie ist im Magazin "Nature Ecology & Evolution" veröffentlicht worden (doi: 10.1038/s41559-018-0467-910.10; noch nicht online, Anmerkung der Redaktion).
Die Art Procambarus virginalis entstand vor rund 30 Jahren aus Everglade-Sumpfkrebsen, so die Wissenschaftler in einer Mitteilung. Die Tiere haben die Fähigkeit zur Parthenogenese – der Jungfernzeugung –, wodurch ausschließlich weibliche Nachkommen entstehen. Seine Anpassbarkeit an Umweltbedingungen hat dazu geführt, dass er sich vom subtropischen Madagaskar nach Schweden, Japan und sogar Heidelberg ausgebreitet hat, so das DKFZ-Team.
Alle Tiere mit gleicher DNA
Diese Anpassung gelingt, obwohl alle Nachkommen mit der exakt gleichen DNA geboren sind – und zwar durch epigenetische Mechanismen der Tiere, also der unterschiedlichen Aktivierung beziehungsweise Deaktivierung der Gene. "Epigenetische Varianten werden oft von genetischen Varianten beeinflusst. Im Marmorkrebs ist die epigenetische Variation allerdings eigenständig, da es praktisch keine genetische Variation gibt", erklärt Prof. Frank Lyko vom DKFZ.
Lyko weiter: "Auch Tumorgenome evolvieren klonal, da sie auf eine einzige Ursprungszelle zurückgehen". Da Marmorkrebse als auch Tumoren klonale Genom-Evolution aufweisen, erhoffen sich die Forscher aus dieser Gemeinsamkeit Erkenntnisse für die Krebsforschung. Das Team am DKFZ will nun die Einflüsse von Umweltfaktoren auf die Epigenetik und Genregulation erforschen, um Vorgänge in den Tumoren besser zu verstehen.