Wer bei Schlaganfall nur an die Plättchenhemmung denkt, der denkt zu kurz. Mindestens genauso wichtig ist eine effektive Blutdruckkontrolle - und natürlich rasches Handeln bei einem eventuellen Re-Insult.

Von Philipp Grätzel von Grätz

Auf all diese Punkte wird der 2. Vorsitzende der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), Professor Martin Grond vom Kreisklinikum Siegen, beim Kongress der DGIM in Wiesbaden eingehen. Grond hält bei der in diesem Jahr sehr stark interdisziplinär ausgerichteten Veranstaltung als Neurologe einen Plenarvortrag zum Schlaganfall.

Bei der Hemmung der Thrombozytenfunktion sehen die aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie aus dem Jahr 2008 die beiden Optionen Clopidogrel und ASS plus Dipyridamol in der Sekundärprävention beim ischämisch bedingten Schlaganfall gleichauf, so Grond. Die Entscheidung für die eine oder die andere Therapieoption falle deswegen vor allem anhand der Begleiterkrankungen der Patienten.

Bei Herzpatienten mit besonderer Indikation für Clopidogrel und Patienten mit PAVK sollte Clopidogrel im Vordergrund stehen. Alle anderen sind mit ASS plus Dipyridamol genauso gut versorgt, sofern sie ASS vertragen. Nur bei Patienten mit geringem Risiko eines erneuten Schlaganfalls (unter vier Prozent pro Jahr im speziell für Schlaganfallpatienten validierten Essener Risikoscore) reicht eine Behandlung mit 100 mg ASS pro Tag aus.

Außer der Gerinnungshemmung ist in der Sekundärprävention die Blutdruckkontrolle der zweite wichtige Pfeiler. "Der präventive Effekt ist dabei umso ausgeprägter, je besser der Blutdruck kontrolliert wird", so Grond. Es gebe sogar Hinweise darauf, dass selbst Patienten mit normalem Blutdruck nach einem Schlaganfall oder einer TIA von einer antihypertensiven Therapie profitierten, so der Experte. "Die Normalisierung des Blutdrucks ist sowohl vor als auch nach einem Schlaganfall eine zentrale Präventionsstrategie, und das gilt bis ins hohe Alter", so Grond.

Außer auf das Thema Prävention wird Grond in seinem Vortrag auch auf Neuerungen bei der Akuttherapie von Schlaganfallpatienten eingehen. Wichtig auch für Internisten ist die Ausweitung des Lysefensters von drei auf 4,5 Stunden. "Dass die Patienten etwas mehr Zeit haben, heißt aber nicht, dass sich Ärzte mehr Zeit lassen dürfen", so Grond. Denn weiterhin gilt: "Zeit ist Gehirn".

Plenarvortrag am Dienstag, 21. April, 12:00 bis 12:45 Uhr, Halle 1

Lesen Sie dazu auch: "Bei behinderten Patienten geht es immer auch um den Begriff der Würde"

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ergebnisse der Studien ASSET-IT und MOST

Was nützt die Lyse-Augmentation bei Schlaganfall?

Das könnte Sie auch interessieren
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

5 Kriterien der Charité

ME/CFS-Diagnose: So gehen Sie in der Hausarztpraxis vor

Erfolgreiche Teamarbeit

HÄPPI: So gelingt die Delegation in Hausarztpraxen

Lesetipps
Mit einer eher seltenen Diagnose wurde ein Mann in die Notaufnahme eingeliefert. Die Ursache der Hypoglykämie kam erst durch einen Ultraschall ans Licht.

© Sameer / stock.adobe.com

Kasuistik

Hypoglykämie mit ungewöhnlicher Ursache