Neue Ansätze gegen Alzheimer mit Antibiotika und Farbstoffen

CHICAGO (mut). Zwei neue Studien wecken die Hoffnung auf Alzheimer-Medikamente, die direkt in den Krankheitsprozess eingreifen. In der einen Studie wurden Exekutivfunktionen wie Sprachflüssigkeit von Patienten verbessert, in der anderen ließ sich der Zustand der Patienten 19 Monate lang stabilisieren.

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Im Fokus der Forscher: b-Amyloid-Protein (orange).

Im Fokus der Forscher: b-Amyloid-Protein (orange).

© Foto: Jens Husemann

Beide Studien wurden jetzt auf einem Alzheimer-Kongress in Chicago in den USA vorgestellt. Das Team von Professor Lars Lannfelt aus Uppsala in Schweden zielte mit einer neuen Strategie auf das ß-Amyloid-Protein, dessen Verklumpung als eine der Ursachen für Alzheimer gilt. Die Forscher verwendeten in einer Phase-II-Studie bei 78 Patienten mit leichter Alzheimer-Erkrankung einen Abkömmling des topischen Antibiotikums Clioquinol. Die Substanz mit der Bezeichnung PBT2 verhindert Interaktionen zwischen ß-Amyloid und Metallionen wie Kupfer und Zink.

Während der zwölf Wochen dauernden Studie wurde bei den Patienten eine deutliche Reduktion von löslichem Amyloid im Liquor beobachtet. Zwar war mit PBT2 das Gedächtnis insgesamt nicht besser als mit Placebo, jedoch konnten die Patienten bei Wortflüssigkeits-Tests mehr Wörter wieder geben als zu Beginn, mit Placebo waren es weniger. Bei solchen Tests werden die Patienten etwa gebeten, in einer bestimmten Zeit möglichst viele Tiernamen zu nennen.

Auch konnten die Patienten in anderen Tests manche Aufgaben wieder schneller erledigen, mit Placebo brauchten sie dagegen mehr Zeit. Die Ergebnisse wurden zeitgleich mit dem Kongress in "Lancet Neurology" online veröffentlicht. Sie müssen jetzt allerdings in größeren Studien bestätigt werden, zumal andere Studien die Amyloid-Hypothese infrage stellen.

In einer vergangene Woche publizierten Post-mortem-Analyse bei Patienten mit einer Amyloid-Impfung ließ sich die Krankheitsprogression selbst durch eine fast komplette Amyloid-Entfernung nicht aufhalten (The Lancet 372, 2008, 216).

Einen anderen Ansatz verfolgen schottische Forscher aus Aberdeen. Sie behaupten, mit dem Farbstoff Methylenblau in einer Studie bei über 300 Alzheimer-Patienten den Verlauf um 19 Monate verzögert zu haben. Die Substanz wurde früher gegen Harnwegsinfektionen verwendet, und soll sich gegen die bei Alzheimer typischen Tau-Fibrillen im Gehirn richten. Nach 24 Wochen war der ADAS-cog-Wert (maximal 70 Punkte) mit Methylenblau um 5,5 Punkte besser als mit Placebo, nach 50 Wochen sogar um 6,8 Punkte.

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