Niedrig dosierte Steroide helfen Rheuma-Patienten schnell

FRANKFURT AM MAIN (hub). Glukokortikoide sind in der Therapie von Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) unverzichtbar. Sie wirken sofort und überbrücken so die Zeit, bis die Wirkung der Basistherapeutika einsetzt. Unerwünschte Wirkungen werden aber häufig überschätzt - von Kollegen und Patienten.

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"Kortikoide verringern Schwellungen und die systemische Entzündung, und sie verhindern Destruktionen der Gelenke". Das sagte Professor Lars Köhler, niedergelassener Rheumatologe aus Hannover, bei einer Veranstaltung des Unternehmens Merck Pharma in Frankfurt am Main.

"Und das Wichtigste: Die Wirkung tritt bereits am nächsten Tag ein." Köhler riet, die Kollegen sollten den diffusen Ängsten der Patienten vor Kortikoiden offensiv begegnen. Drei Argumente seien entscheidend: Die schnelle Wirkung, der positive Effekt auf die Progression im Röntgenbefund und die Verträglichkeit.

"Unerwünschte Wirkungen treten meist nur bei einer Hochdosistherapie auf", so Köhler. Hypertonie, Psychosen oder Osteonekrosen werden bei niedrig dosierter Kortison-Therapie von bis zu 7,5 mg/Tag Prednisolon - wie bei RA üblich - auch langfristig nicht beobachtet.

In Bezug auf ein mögliches Osteoporose-Risiko wies Köhler auf die Leitlinien des Dachverbands deutschsprachiger wissenschaftlicher Gesellschaften für Osteologie (DVO) hin: Dort wird zur Prophylaxe einer Osteoporose ab 7,5 mg/Tag Prednisolon die Einnahme von Kalzium und Vitamin D empfohlen. "In den USA wird zur Osteoporose-Prophylaxe bereits ab 5 mg pro Tag geraten", so Köhler.

Eine Analyse von 15 Studien habe ergeben, daß eine niedrig dosierte Therapie mit bis zu 7,5 mg/Tag Prednisolon die röntgenologische Progression der Rheumatoiden Arthritis verhindert, so Dr. Siegfried Wassenberg vom Evangelischen Fachkrankenhaus in Ratingen.

Dies könne er mit einer eigenen Studie bestätigen: Nach einem Jahr Basistherapie plus 5 mg Prednisolon pro Tag (vom Unternehmen als Decortin® H angeboten) oder plus Placebo schnitten die etwa 80 Patienten im Steroidarm besser ab als jene mit Placebo. Nach zwei Jahren Therapie wurden die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen geringer. Beurteilt wurde, wie berichtet, nach dem Ratingen-Score, dem der Röntgenbefund von 38 Gelenken zugrunde liegt (Arthritis&Rheumatism 52, 2005, 3371).



STICHWORT Aus dem Springer Lexikon Medizin

Glukokortikoide

Glukokortikoide werden in der Zona fasciculata der Nebennierenrinde gebildet, sie sind Regulatoren des Intermediärstoffwechsels und Modulatoren der Immunantwort; sie stimulieren die Glukoneogenese ( Gegenspieler des Insulins), sie hemmen die Bildung von Zytokinen und unterdrücken Immunantwort und Entzündungsreaktionen. Synthetische Glukokortikoide sind wesentlich wirksamer als natürliches Cortisol.

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