Gastroenteritis

Noroviren haben die Nase vorn

Jeder fünfte behandelte Brechdurchfall geht auf das Konto von Noroviren. Auf die gesamte Bevölkerung bezogen ist es sogar noch mehr, wie eine neue Analyse zeigt.

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ATLANTA. Noroviren sind mit die häufigsten Erreger akuter Gastroenteritiden weltweit. Das lässt sich zumindest aus einer neuen großen Metaanalyse der US-Seuchenkontrollbehörde CDC folgern, die am Freitag publiziert wurde (Lancet Inf Dis 2014; online 27. Juni).

Danach wird jede fünfte akute Gastroenteritis (18 Prozent) durch Noroviren hervorgerufen. Für die Analyse hatte ein Forscherteam um den Epidemiologen Dr. Benjamin Lopman von der CDC Daten aus 175 Prävalenzstudien zur Norovirus-Gastroenteritis gepoolt.

Über 187.000 Fälle aus 48 Ländern, darunter auch Deutschland, konnten sie analysieren. Die Berichte umfassten den Zeitraum von 1990 bis Anfang 2014. Die meisten Studien kamen aus China und Japan. Allerdings waren die Studienpopulationen den Forschern zufolge dort oft eher klein.

Auffällig ist die höhere Prävalenz außerhalb von Krankenhäusern. Der Analyse zufolge verursachen Noroviren jeden vierten akuten Gastroenteritisfall (24 Prozent). In ambulant behandelten Fällen machen die Viren 20 Prozent der Erkrankungen aus. Demgegenüber stehen "gerade einmal" 17 Prozent Norovirus-Infektionen bei den stationär behandelten Gastroenteritiden.

Die Wissenschaftler sehen darin ein Indiz dafür, dass Noroviren vor allem milde Formen akuter Brechdurchfälle verursachen - obschon gerade bei Kindern und Älteren schwere Diarrhöen bekanntlich durchaus lebensbedrohlich werden können.

In der Analyse fällt außerdem auf, dass Noroviren sich offenbar kaum durch eine bessere Wasser- und Abwasserinfrastruktur bremsen lassen. Denn die Prävalenz war in der Analyse in Entwicklungsländern wie Industrienationen gleich (14 bis 19 versus 20 Prozent aller akuten Gastroenteritiden). Im vorvergangenen Jahr gab es hierzulande einen der größten Norovirus-Ausbrüche mit rund 11.000 Erkrankungen.

Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass es sich bei diesem Vergleich um einen epidemiologischen Bias handelt. Denn Studienqualität und -stärke (anhand der Population) könnten zwischen den Entwicklungsländern und Industrienationen durchaus variieren, wenngleich die Autoren nur solche Analysen berücksichtigt hatten, in denen der Norovirus-Nachweis mittels PCR vorgenommen wurde.

Und auch lässt die Analyse keine Vergleiche zu: Da die Wissenschaftler nur nach Studien zur Norovirus-Prävalenz gefahndet hatten, konnten sie keine Vergleiche zu anderen Erregern ziehen, etwa Rotaviren oder Bakterien wie Salmonellen, Campylobacter und Co. (nös)

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