Hitzewelle

Notfalls trinken über die Schulter

Die derzeitige Hitze macht vielen zu schaffen - vor allem aber älteren und bettlägerigen Menschen. Wenn sie nicht mehr in der Lage sind, bei diesen tropischen Temperaturen selbst mehr zu trinken, sollte die Flüssigkeit subkutan zugeführt werden.

Katharina GrzegorekVon Katharina Grzegorek Veröffentlicht:
Die Hitzewelle sorgt für schweißtreibende Tage.

Die Hitzewelle sorgt für schweißtreibende Tage.

© Felix Mizioznikov / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Besonders für ältere und bettlägerige Patienten ist die derzeitige Hitze eine große Belastung - sie müssen ganz besonders auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.

Doch oft stößt man mit dem einfachen Rat "mehr zu trinken" an seine Grenzen. Abnehmendes Durstgefühl, Demenz oder die Angst vor Inkontinenz führen oft dazu, dass Ältere zu selten zur Wasserflasche greifen.

Hinzu kommt, dass verschiedene Medikamente eine Exsikkose provozieren können, wie Dr. Joachim Schnürle, Internist an der Altmühlseeklinik Hensoltshöhe in Gunzenhausen, erläutert (Dtsch Med Wochenschr 2015; 140:827-830).

Dazu gehören ACE-Hemmer, Diuretika und Laxantien. Eine sedierende Nachtmedikation, etwa Benzodiazepine, könne zu vermehrter Tagesschläfrigkeit und damit zu verminderter Flüssigkeitsaufnahme führen.

Alternative: Hypodermoclysis

Lassen klinische Zeichen oder Laborwerte auf Exsikkose oder Volumenmangel schließen, ist eine Rehydratation indiziert. Die subkutane Rehydratation (Hypodermoclysis) ist eine effiziente Alternative, wenn der Patient nicht mehr (genug) trinken kann.

Das Verfahren wird in der S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin bei geriatrischen Patienten mit leichter bis mittelschwerer Exsikkose empfohlen und kann, so Schnürle, auch von Pflegepersonal und geschulten Laien angewandt werden. Bei schwerer Exsikkose und Schockzuständen ist allerdings eine i.v.- Substitution notwendig.

Mit der Hypodermoclysis können in 24 Stunden 3 Liter Volumen verabreicht werden (maximal 1,5 Liter pro Applikationsort). Geeignete Applikationsorte seien die laterale Bauchwand, die Oberschenkel und die Subclavia-Region.

Bei unruhigen oder desorientierten Patienten kann die Kanüle auch zwischen den Schulterblättern platziert werden. "Um bei einer intraskapulären Applikation Verletzungen der Lunge zu vermeiden, sollte der Patient sitzen. Verwenden Sie keine Stahlkanülen", rät Schnürle.

Welche Elektrolytlösung wählen?

Welche Elektrolytlösung bei der Hypodermoclysis zum Einsatz kommt bestimmen Laborwerte und Begleiterkrankungen: 0,9%-ige NaCl-Lösung für Patienten mit Nierenfunktionsstörungen und Neigung zu Hyperkaliämie; Vollelektrolytlösung zur kurzzeitigen Substitution bei febrilen Infekten, Diarrhö oder intensivierter Diurese. Elektrolytfreie Glukoselösung sollte nicht eingesetzt werden: osmotische Umverteilung kann hier zu fatalen Ausgängen führen.

Bei der Hypodermoclysis kommt es üblicherweise zu einer lokalen Schwellung, die bis zu 12 Stunden anhält, da Flüssigkeit verzögert resorbiert wird. Entzündet sich die Einstichstelle, reiche es oft aus, den Katheter zu entfernen, so Schnürle.

Hyperhydrationen seien meist ein Hinweis auf falsche Indikationsstellung oder zu hohe Dosierung der Flüssigkeit. Sie können durch Gewichtskontrollen, Befragung nach zunehmender Atemnot und Inspektion auf periphere Ödeme vermieden werden.

"Durch eine subkutane Rehydratation können Krankenhauseinweisungen vermieden und das stationäre Gesundheitswesen entlastet werden", so Schnürles Fazit.

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