Lungenembolie

Nur Teilerfolg mit Lyse

Thrombolyse kann bei submassiver Lungenembolie das Risiko für Tod und Kreislaufkollaps reduzieren, jedoch auf Kosten intrakranieller Blutungen.

Veröffentlicht:

SAN FRANCISCO. Ein Forscherteam um Dr. Stavros Konstantinides von der Universitätsklinik Mainz hat in der PEITHO-Studie bei 1006 Patienten mit submassiver Lungenembolie untersucht, ob es sinnvoll ist, additiv zur Heparin-Therapie das Thrombolytikum Tenecteplase in gewichtsadaptierter Dosierung zu verabreichen.

Lungenembolien (LE) sind nach Infarkten und Insulten mit einer Prävalenz von 80-100 pro 1000 der dritthäufigste kardiovaskuläre Notfall, so Konstantinides. Das Spektrum der Erkrankung ist breit: Manche Patienten haben eine exzellente Prognose, andere kollabieren sofort.

Zwischen diesen Extremen gibt es die intermediären Lungenembolien, bei denen die Patienten einen stabilen Blutdruck aufweisen, aber mit Herz-Echo, CT und oder Bluttests eine Dysfunktion des rechten Ventrikels nachgewiesen werden kann.

In diese Kategorie fallen etwa 20 Prozent aller LE-Patienten. Im Falle einer Verschlechterung droht der Kreislaufkollaps.

Primärer Endpunkt waren Tod oder Kreislaufzusammenbruch nach sieben Tagen. Die Rate dieser Ereignisse betrug 2,6 Prozent (Tenecteplase) und 5,6 Prozent (Placebo), was einer relativen Risikoreduktion um 56 Prozent entspricht.

Das Ergebnis kam ganz überwiegend durch die signifikante Senkung des Kreislaufkollaps-Risikos (von 5 auf 1,6 Prozent) zustande. Die Mortalität unterschied sich kaum (1,8 Prozent unter Placebo, 1,2 Prozent unter Tenecteplase).

Experten äußern sich skeptisch

Auf der anderen Seite erhöhte die Thrombolyse das Blutungsrisiko von 1,5 Prozent (Placebo) auf 6,3 Prozent. Zehn hämorrhagische Schlaganfälle unter Tenecteplase versus ein solches Ereignis unter Placebo schlugen zu Buche, das entsprechende Risiko nach Lyse-Therapie betrug zwei Prozent.

Patienten unter 75 Jahren profitierten am deutlichsten, ihre Risikoreduktion für den primären Endpunkt betrug 67 Prozent, das Risiko für Schlaganfälle lag bei 1,1 Prozent. Bei Patienten über 75 Jahren sei hingegen eine Dosisreduktion zu erwägen, so Konstantinides.

Für ihn bestätigen die Ergebnisse das Konzept der Risikostratifizierung, um Patienten mit intermediärem Risiko eine zusätzliche Therapie anbieten zu können, die eine Verschlechterung verhindert.

Andere Experten waren skeptischer: "Es scheint vernünftig, die Therapie auf jüngere Patienten mit akzeptablen Blutungsrisiken zu beschränken", kommentierte Dr. Sanjay Kaul Los Angeles, bei einer ACC-Pressekonferenz.

Angesichts der Tatsache, dass die Therapie nur den weichen Endpunkt reduzierte, zugleich aber intrakranielle Blutungen verursacht, ging für ihn die Studie aus wie das Hornberger Schießen. "It appears to be a wash", so Kaul. (DE)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

An Embolie und Dissektion denken!

Junge Frauen mit Herzinfarkt: Oft ist es keine Atherosklerose

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“