HIV

"Patient Null" nicht Allein-Schuldiger an AIDS in USA

Jahrzehnte galt ein Flugbegleiter als Sündenbock: Er sollte den HI-Virus in die USA getragen haben. Jetzt steht fest: Ein Schreibfehler war Schuld.

Veröffentlicht:
Schreibfehler: Der berühmte "Patient Null" war nicht der Erste, der AIDS in die USA brachte.

Schreibfehler: Der berühmte "Patient Null" war nicht der Erste, der AIDS in die USA brachte.

© psdesign1 / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Die Ziffer "0" statt des Buchstaben "O": Es ist ein Tippfehler, auf der einer der größten Mythen der jüngeren Medizingeschichte fußt. Das belegt nun eine im Wissenschaftsjournal "Nature" erschienene Studie.

In ihrem Mittelpunkt steht ein frankokanadischer Flugbegleiter. Jahrzehnte galt er als diejenige Person, die als erster Infizierter das HI-Virus in die USA gebracht hat.

Missverständnis im Seuchenministerium

Den Beginn einer nicht zuletzt medialen Brandmarkung kennzeichnet dabei der Tag im Jahr 1982, als ein Mitarbeiter der amerikanischen Seuchenschutzbehörde bei einer Abschrift aus seinen Unterlagen den Buchstaben "O" mit der Ziffer Null verwechselte.

Das "O" stand dabei lediglich für den Verweis "Outside of California", weil sich der Patient außerhalb des Landes aufgehalten hatte. Doch fortan tauchte er in der Literatur als "Patient Null" auf, also als "Indexpatient" am Anfang eines Ausbruchs.

Forscher um den Evolutionsbiologen Michael Worobey von der University of Arizona haben sich nun seiner Geschichte angenommen – und diese korrigiert.

2000 Serumproben analysiert

Nach einer Analyse von mehr als 2000 Serumproben, die zwischen 1978 und 1979 von amerikanischen Männern genommen worden waren, kommen sie zu dem Schluss: Der Flugbegleiter war damals bereits einer von Tausenden Infizierten; die ersten HI-Viren gelangten bereits früh in den 1970er-Jahren von den karibischen Inseln in die USA.

Die alten Virusgene bestätigen darüber hinaus die Hypothesen, nach denen der Erreger ursprünglich in den 1920er Jahren von Affen in Afrika auf Menschen übersprang und um 1967 herum die Karibik erreicht hatte.

Den Sprung von Haiti in die USA machte das Virus möglicherweise im Blut von heimkehrenden Sextouristen oder in verunreinigten Spenderblutchargen – nicht aber mit dem beschuldigten Flugbegleiter. (jk)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Mehr zum Thema

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried

STI-Prävention

Sexuell aktive Patienten: „Kriege ich eine Doxy-PEP?“

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Lesetipps
Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus

Ein Mann fasst sich an den Kopf und hat die Stirn in Falten gelegt.

© Pongsatorn / stock.adobe.com

Indikation für CGRP-Antikörper?

Clusterkopfschmerz: Erenumab scheitert in Prophylaxe-Studie

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Zoster-Impfung keine Hilfe bei Lippenherpes