Pertussis-Schutz für Familien mit Babys wichtig

DRESDEN (ug). Frauen, die sich ein Kind wünschen, sollten gegen Keuchhusten geimpft werden. Vier Wochen vor Geburt eines Kindes rät die Ständige Impfkommission (STIKO) zudem, alle ungeimpften Personen aus dem engen Umfeld wie Geschwister, Vater, Großeltern oder Tagesmüttern gegen Pertussis zu impfen.

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Pertussis kann bei Säuglingen schwer und sogar tödlich verlaufen, und es sind vor allem die Eltern und andere erwachsene Kontaktpersonen, die Babys mit Keuchhusten anstecken. Daran hat Professor Christel Hülße von der STIKO erinnert. Die STIKO rät daher zu einer Kokon-Strategie, bei der alle engen Kontaktpersonen von Säuglingen gegen Keuchhusten geschützt sein sollten.

Für Kinder und Jugendliche bis zum 17. Lebensjahr gibt es sowieso eine allgemeine Impfempfehlung gegen Pertussis. Die Kokon-Strategie sollte man großzügig auslegen, sagte Hülße auf einer Veranstaltung von Sanofi Pasteur MSD in Dresden. Denn Keuchhusten bei Erwachsenen ist häufiger als gedacht.

Das Problem ist: Es gibt keine Pertussis-Einzelvakzine. Geimpft werden kann nur mit Dreifach- (etwa Covaxis® mit Tetanus- und Diphtherie-Komponente) oder Vierfach-Impfstoffen (etwa Repevax® mit zusätzlicher Polio-Komponente). Ärzte vermuteten oft Verträglichkeitsprobleme mit diesen Impfstoffen, wenn bei einer aktuellen Impfindikation die letzte Tetanus-Diphtherie-Impfung weniger als zehn Jahre zurückliegt (dieser Mindestabstand soll eigentlich eingehalten werden).

Nach Ergebnissen einer aktuellen Studie mit 7000 Impflingen sei die Sorge unbegründet, so Hülße. Wenn nur zwei bis neun Jahre zwischen den Impfungen liegen, treten nach den Daten lokale Impfreaktionen nicht gehäuft auf. Schwere Impfreaktionen habe es in der Studie gar nicht gegeben. Bei Impfindikation für Pertussis kann auch ein Dreifach-Impfstoff zulasten der GKV verimpft werden.

Hülße setzt sich darüber hinaus in der STIKO dafür ein, dass künftig bundesweit - wie bereits in Sachsen - allen Erwachsenen die Keuchhusten-Impfung alle zehn Jahre empfohlen wird. Weder eine Impfung noch die durchgemachte Infektion schützen nämlich lebenslang vor Pertussis.



Pertussis bei Erwachsenen

An der Krefeld-Rostocker Erwachsenen-Studie zur Hustengenese (KRESH) nahmen 971 Patienten im Alter über 18 Jahre aus Hausarztpraxen teil. Die Teilnehmer hatten länger als sieben Tage gehustet aber keine chronische Atemwegserkrankung wie Asthma. Bei jedem Zehnten der Patienten wurde eine Infektion mit Bordetella pertussis belegt. "Die älteste Patientin war 94 Jahre alt. Die Infektionsquelle war ein nicht-geimpfter Enkel aus Bayern", sagt Professor Christal Hülße aus Rostock. Sie hat die Studie mitgeleitet. Nach ihren Angaben muss man in Deutschland jedes Jahr mit 110 000 erwachsenen Pertussis-Patienten rechnen. (ug)

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