Pädiatrische Versorgung

Pflegekammer NRW sieht Kinderkliniken als Notfall

Die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen warnt vor einer dramatischen Situation in den Kinderkliniken. Die jungen Patienten könnten nicht mehr angemessen versorgt werden, das Pflegepersonal sei am Limit.

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Sandra Postel

Wir müssen davon ausgehen, dass wir mitten in Deutschland Kinder nicht mehr angemessen versorgen können: Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer NRW.

© Federico Gambarin / dpa / picture alliance

Düsseldorf. Die Kinderkliniken in Nordrhein-Westfalen laufen bei der medizinischen und pflegerischen Versorgung nach Einschätzung der Pflegekammer des Landes auf eine dramatische Situation zu. „Wir müssen davon ausgehen, dass wir mitten in Deutschland Kinder nicht mehr angemessen versorgen können“, warnt Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer NRW.

Viele Dinge kommen nach ihren Angaben zusammen: die seit Jahren zunehmende Personalnot auf den Stationen, Krankmeldungen des Personals, die Influenza-Welle bei Kleinkindern und jetzt auch noch Karneval.

„Ich bin kein Freund von Alarmismus, aber was wir in den Kinderkliniken erleben, ist eine Katastrophe mit Ansage“, sagt Postel. Die Pflegekammer hatte bereits im Sommer vor einer Überlastung der Pflegefachpersonen in den Kinderkliniken gewarnt. Die Refinanzierung der bestehenden Stellen reiche nicht aus, betont die Präsidentin jetzt erneut.

Die Personaluntergrenzen sollten beibehalten werden

In manchen Kliniken müssten wegen Personalmangels früher als gedacht Stationen geschlossen werden, Kinder müssten mangels Betten in den Notaufnahmen übernachten, Intensivbetten würden geschlossen und Kinder mit eigentlich intensivpflichtiger Sauerstofftherapie auf eine Normalstation verschoben. „Freie Betten werden von den Klinikmitarbeitenden inzwischen NRW-weit gesucht, was nicht selten dazu führt, dass Kinder weit weg von ihren Eltern in anderen Kinderkliniken untergebracht werden müssen“, berichtet Postel.

Angesichts der baulichen Mängel in vielen Kinderkliniken mahnt sie bauliche Verbesserungen an. Die vom Land in Aussicht gestellten Mittel in Höhe von vier Milliarden Euro müssten im Einvernehmen mit den Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzten gerade auch in die Infrastruktur der Kinderkliniken investiert werden.

Die aktuelle Situation sei gerade für frisch examinierte Kolleginnen und Kollegen schwer zu bewältigen. Deshalb fürchtet die Pflegekammer nach der Winter-Saison eine Ausstiegswelle von jungen Pflegefachpersonen – wenn nichts passiert. Die Kammer fordert, die Personaluntergrenzen auf den Stationen auf jeden Fall beizubehalten. Der Schlüssel der zu pflegenden Patienten pro Pflegefachperson dürfe nicht aufgeweicht werden, betont Postel. „Ansonsten verlieren wir viele Kolleginnen und Kollegen, die vollends erschöpft aufgeben.“ (iss)

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