Plädoyer für ein Demenz-Screening bei Patienten im Alter ab 65 Jahren

FRANKFURT AM MAIN (ner). Ein systematisches Demenz-Screening hat der Gerontopsychiater Professor Matthias W. Riepe aus Berlin gefordert. In der Öffentlichkeit, aber auch in der Ärzteschaft, müsse bekannter werden, daß mit einfachen Tests und ohne großen Zeitaufwand eine einordnende Diagnose möglich ist.

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Riepe widersprach bei einer Veranstaltung der Unternehmen Eisai und Pfizer Pharma in Frankfurt am Main Auffassungen, wonach viele Menschen gar nicht wissen möchten, ob sich bei ihnen eine Alzheimer-Demenz entwickelt.

"Die Akzeptanz der Diagnose Alzheimer-Demenz unterscheidet sich nicht von der bösartiger Erkrankungen", sagte Riepe. Professor Lutz Frölich aus Mannheim plädierte für ein Screening in Risikogruppen, etwa ab einem Alter von 65 Jahren und leichten Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen.

Hier seien besonders die niedergelassenen Kollegen gefordert, da sie Auffälligkeiten bei langjährigen Patienten als erste mitbekämen, so Riepe. Die Genauigkeit einfacher Tests wie DemTect®, Mini-Mental-Status-Test (MMST) oder Uhrentest auf eine Demenz-Erkrankung unterscheide sich kaum, so Riepe.

Eine Demenz könne mit solchen Tests bei etwa 80 Prozent der Erkrankten erkannt werden. Riepe befürwortet die Anwendung zeitsparender Tests mit geringem Ressourcenbedarf. Die Differentialdiagnose erfolge dann mit neuropsychologischen Tests und bildgebenden Verfahren beim Experten.

Die Frühdiagnostik bei Alzheimer-Demenz ist unter Psychiatern derzeit ein viel diskutiertes Thema, da die Inzidenz der Krankheit zunimmt. Fachgesellschaften konnten sich bislang nicht zu Empfehlungen für gezielte Vorsorgeuntersuchungen durchringen. Mit Antidementiva wie Donepezil (Aricept®) und mit frühzeitigem Therapiebeginn soll das Fortschreiten der Krankheit zumindest verzögern werden.

Es sei kaum bekannt, daß die Leistungsfähigkeit des verbalen Gedächtnisses eines 75jährigen Menschen ohne Demenz normalerweise noch 80 bis 90 Prozent der Leistungsfähigkeit eines 30jährigen betrage, so Riepe.

Das sei weit mehr als auch viele Kollegen einem alten Menschen noch zugestehen. Eine verstärkte Sensibilität für beginnende Gedächtnis-Defizite könne daher auch zu einer verbesserten Früherkennung von Demenz-Erkrankungen führen.

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