Bestandsaufnahme zum Welt-Polio-Tag

Polio-Ausbruch in New York scheint weitgehend eingedämmt

Bestandsaufnahme zum alljährlichen Welt-Polio-Tag im Oktober: Ein Polio-Ausbruch in New York scheint nun eingedämmt, aber das Risiko bleibt und Impfungen sind weiter dringend nötig.

Veröffentlicht:
In Deutschland seit Längerem durch eine inaktivierte Polio-Vakzine ersetzt: Die Schluckimpfung, unter anderem in Afrika und Asien noch verwendet, ist ein im Zusammenhang mit Polio-Impfkampagnen sehr vertrautes Bild.

In Deutschland seit Längerem durch eine inaktivierte Polio-Vakzine ersetzt: Die Schluckimpfung, unter anderem in Afrika und Asien noch verwendet, ist ein im Zusammenhang mit Polio-Impfkampagnen sehr vertrautes Bild.

© Yahya Arhab / epa / dpa

New York. Rund ein Jahr nach dem wiederholten Nachweis von Polioviren im US-Bundesstaat New York scheint der Ausbruch weitgehend eingedämmt. Nachdem Anfang des Jahres noch vereinzelt Erreger im Abwasser des Bundesstaates nachgewiesen wurden, seien nun schon länger keine mehr gefunden worden, teilten die Gesundheitsbehörden mit. Der Katastrophenfall, den Gouverneurin Kathy Hochul im vergangenen Jahr ausgerufen hatte, war bereits im Dezember ausgelaufen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den 24. Oktober (Dienstag) zum Welt-Polio-Tag erklärt – mit dem Ziel einer weltweiten Ausrottung der Kinderlähmung.

Internationale Entwarnung bedeutet die aktuelle Entwicklung in den USA nicht. Das vor 35 Jahren von der WHO zusammen mit Partnern beschlossene Ziel, Poliomyelitis auszumerzen, sei bisher nicht erreicht, heißt es im aktuellen Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch-Instituts. Im Jahr 2022 habe es in Teilen Pakistans und Afghanistans einen Anstieg erfasster Infektionen mit Poliowildviren (WPV) gegeben. Ein noch größeres Problem stellten in den letzten Jahren aber Infektionen mit vakzineabgeleiteten Polioviren (cVDPV) dar.

Hohe Dunkelziffer

Für 2022 sind laut Bulletin weltweit 880, für 2023 bisher 305 solche Fälle erfasst. Sie treten vor allem in Gebieten auf, in denen ein hoher Anteil der Bevölkerung ungeimpft ist. „Die abgeschwächten Viren in der Schluckimpfung können lange Zeit unentdeckt zirkulieren, sich dabei verändern und schließlich wieder akute schlaffe Lähmungen verursachen“, heißt es beim RKI. Durch die sehr niedrige Zahl mit Symptomen assoziierter Fälle werde bei einer nachgewiesenen Erkrankung jeweils mit etwa 200 weiteren, nicht erkannten Infektionen gerechnet.

Routine-Impfungen wie die gegen Polio wurden in den Pandemie-Jahren in vielen Ländern unterbrochen. Afrikanische Länder seien aufgrund niedriger Impfquoten besonders von cVDPV-Infektionen betroffen, hieß es vom RKI. Auch unter anderem in Israel und Großbritannien hatte es im vergangenen Jahr Nachweise gegeben. Die Schluckimpfung wird beispielsweise in Afrika, Asien und auch in Israel noch verwendet, während in den USA, Großbritannien und Deutschland schon seit Längerem mit inaktiviertem Impfstoff gearbeitet wird, der keine lebensfähigen Viren enthält.

Polio-Erreger wurde lange Zeit im Abwasser nachgewiesen

In den USA hatte die Infektionskrankheit eigentlich bereits als ausgestorben gegolten, nachdem es rund ein Jahrzehnt lang keine Fälle mehr gegeben hatte. Dann aber infizierte sich im Sommer 2022 ein junger Mann nördlich der Millionenmetropole New York mit dem Virus, seine Beine sind nun teilweise gelähmt. Im Abwasser mehrerer Gemeinden des Bundesstaates und auch der Millionenmetropole wurden danach eine Zeit lang immer wieder Polio-Erreger nachgewiesen.

Vor Einführung von Schutzimpfungen gab es allein in Deutschland tausende Erkrankte und hunderte Todesfälle jährlich. Durch die 1988 initiierten weltweiten Impfkampagnen konnten bis heute rund 20 Millionen Menschen vor einer Lähmung und anderthalb Millionen vor dem Tod bewahrt werden, wie es bei der WHO heißt. Inzwischen allerdings liegen die Impfquoten vielerorts viel zu niedrig. In Deutschland werden Babys ab zwei Monaten geimpft, die Impfquote liegt im bundesweiten Mittel bei rund 90 Prozent. (dpa)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Landessozialgericht Stuttgart.

Dauerkopfschmerzen kein Beleg für COVID-Impfschaden

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion von Gilead Sciences beim DÖAK 2025 von links: Dr. Nazifa Qurishi, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Gemeinschaftspraxis Gotenring Köln; Kelly Cavalcanti, HIV-Aktivistin und Referentin für Gesundheit und Empowerment, Köln, und Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs, Gilead Sciences, München  Gilead

© Gilead

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)

Multiresistente gramnegative Erreger

Die Resistenzlage bei Antibiotika ist kritisch

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Shionogi GmbH, Berlin
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Lesetipps
Ein Mann fasst sich an den Kopf und hat die Stirn in Falten gelegt.

© Pongsatorn / stock.adobe.com

Indikation für CGRP-Antikörper?

Clusterkopfschmerz: Erenumab scheitert in Prophylaxe-Studie

Eine Frau liegt auf dem Sofa und hält sich den Bauch.

© dragana991 / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Schmerzerkrankung

Endometriose-Leitlinie aktualisiert: Multimodale Therapie rückt in den Fokus

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung