KHK

Raucherinseln schaden Patienten

30 Prozent weniger Herzinfarkte nach Rauchverbot: Eine weitere Studie belegt die kardioprotektive Wirkung von rauchfreien Restaurants, Kneipen und Büros. Sie wirft aber auch ein Schlaglicht auf Raucherecken.

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Raucherinsel: Gut für den Geldbeutel, schlecht für's Herz.

Raucherinsel: Gut für den Geldbeutel, schlecht für's Herz.

© Myriam Vogel / imago

ROCHESTER (BS). Wenn am Arbeitsplatz und in Restaurants und Bars nicht mehr geraucht werden darf, gibt es deutlich weniger Herzinfarkte. Das bestätigt eine neue Studie aus den USA. Danach ist Passivrauchen ein wichtiger vermeidbarer Risikofaktor für einen Herzinfarkt.

In Olmstedt County in Minnesota wurde im Jahr 2002 in Restaurants und im Jahr 2007 auch in Bars und an allen Arbeitsplätzen das Rauchen verboten.

Eineinhalb Jahre später lag die Herzinfarktrate in der Bevölkerung um 33 Prozent niedriger als vor Einführung der Gesetze zum Nichtraucherschutz, wie Ärzte um Dr. Richard D. Hurt von der Mayo Clinic in Rochester jetzt berichten (Arch Intern Med 2012; online 29. October).

Die Mediziner hatten die Krankenakten aus den beiden einzigen Kliniken des Landkreises ausgewertet. In den 18 Monaten vor dem ersten Antirauchergesetz gab es pro 100.000 Einwohner 151 Infarkte, in den 18 Monaten nach dem zweiten Gesetz nur 101 (p < 0,001).

Das Rauchverbot in Restaurants allein hatte dabei nicht zu einem Rückgang von Infarkten geführt. Fälle von plötzlichem Herztod waren im gesamten Zeitraum ebenfalls weniger geworden (109 versus 92 pro 100.000), der Unterschied war jedoch nicht signifikant.

Die häufig geäußerte Befürchtung, dass bei einem Rauchverbot in öffentlichen Räumen verstärkt in häuslicher Umgebung gequalmt wird, bestätigte sich nicht.

Passivrauchen - zusätzlicher Risikofaktor

Im Gegenteil: Der Pro-Kopf-Verbrauch an Zigaretten wie auch die Zahl der Raucher ging zurück - nach Einschätzung von Witt und Kollegen ebenso eine Folge der Antirauchergesetze wie die geringere Rauchexposition von Nichtrauchern.

Andere Ursachen für den drastischen Rückgang von Herzinfarkten schließt das Team um Witt weitgehend aus: Die Prävalenz von Bluthochdruck und Hypercholesterinämie blieb im Studienzeitraum unverändert, die von Adipositas und Diabetes nahm sogar zu.

"Dass außer dem Rauchen alle kardiovaskulären Risikofaktoren stabil waren oder stiegen, spricht für eine entscheidende Rolle der Nichtraucherschutz-Gesetze beim beschleunigten Rückgang von Myokardinfarkten."

Die US-Studie steht in einer Reihe mit mehreren anderen Studien, in denen nach Einführung von Rauchverboten ebenfalls verminderte Herzinfarktraten festgestellt wurden.

Nach einer im Jahr 2010 veröffentlichten Metaanalyse von 17 Studien gehen infarktbedingte Krankenhauseinweisungen um 10 Prozent zurück.

Nach Ansicht der Forscher um Witt "sollte Passivrauchen zusätzlich zu einer positiven Familienanamnese, Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Diabetes und Bewegungsmangel als Hauptrisikofaktor für einen Herzinfarkt angesehen werden".

Ärzte sollten sich deswegen auch nach dem Passivrauchen erkundigen und ihre Patienten über die Risiken aufklären. "Jeder sollte soweit wie möglich das Passivrauchen vermeiden, KHK-Patienten sollten sich dem gar nicht aussetzen."

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