Deutsche Krebsforscher

Rauchstopp wird mit moderater Tabaksteuererhöhung verfehlt

Finanzminister Olaf Scholz (SPD) will durch höhere Steuern auf Tabak und E-Zigaretten mehr Geld in die Staatskasse spülen. Die geplante moderate Erhöhung nutze aber dem Präventionsgedanken wenig, so Onkologen.

Veröffentlicht:
Eine Hand hält eine Zigarette. Hören mehr Menschen mit dem Rauchen auf, wenn die Tabaksteuer deutlich erhöht würde?

Ziel Rauchstopp: Hören mehr Menschen mit dem Rauchen auf, wenn die Tabaksteuer deutlich erhöht würde?

© ens Kalaene/zb/dpa

Berlin/Heidelberg. Ab 2022 soll die Tabaksteuer in fünf Jahresschritten steigen, wie der „Spiegel“ am Freitag berichtet hat. Demnach sollen für eine Packung mit 20 Zigaretten am Ende 25 Cent mehr Steuern anfallen – ein Aufschlag von fünf Cent pro Jahr. Bei Drehtabak sind es pro Jahr 15 Cent je Päckchen, insgesamt also 75 Cent. Vergleichbar seien die Pläne für Zigarren und Zigarillos. Erstmals wolle Scholz zudem auch E-Zigaretten besteuern. Es wird erwartet, dass die Hersteller die höheren Steuern an die Verbraucher weitergeben und dadurch Zigaretten und Tabak teurer werden.

Kritik an diesen Plänen kommt nun von Onkologen. „Wir begrüßen grundsätzlich den Vorstoß für eine Erhöhung der Tabaksteuern. Wiederholte, spürbare Tabaksteuererhöhungen sind die wirksamste Maßnahme, um Raucherinnen und Raucher zum Nichtrauchen zu motivieren und so zahlreichen tabakrauchbedingten Krebserkrankungen vorzubeugen – allerdings nur, wenn sie tatsächlich den Zigarettenpreis deutlich erhöhen, wird Katrin Schaller, kommissarische Leiterin der Stabstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum in einer Mitteilung zitiert. Deutliche Tabaksteuererhöhungen bewahrten vor allem Jugendliche vor dem Einstieg ins Rauchen, da ihnen erfahrungsgemäß meist wenig Geld zur Verfügung stehe. Sie reagierten bis zu dreimal stärker auf Preiserhöhungen als Erwachsene, so Schaller.

„Im ersten Schritt 60 Cent Erhöhung“

Die geplante Erhöhung um fünf Cent pro Packung und Jahr ist nach Auffassung des DKFZ allerdings viel zu wenig, um Menschen zu motivieren, mit dem Rauchen aufzuhören. Um gesundheitspolitisch wirksam zu sein, müssten Studien zufolge die Preise jährlich um mindestens zehn Prozent erhöht werden – im ersten Schritt also um etwa 60 Cent. So wie es jetzt geplant sei, spiele die Erhöhung vielmehr nur der Tabakindustrie in die Hände. Denn an solch geringe Preiserhöhungen gewöhnen sich Raucherinnen und Raucher leichter und rauchten einfach weiter, so die Kritik.

Das DKFZ fordert in seiner Mitteilung daher die Politik auf, die Steuern um jährlich zehn Prozent zu erhöhen, um so eine ausreichende Lenkwirkung zu erzielen und eine wirksame Gesundheitsprävention zu leisten. (run)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Risikopersonen identifizieren

Unerwarteter Gewichtsverlust: Wie häufig ist Krebs die Ursache?

Primärdiagnostik

So lässt sich Prostatakrebs gezielter aufspüren

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Sexuelle Dysfunktion unter Antidepressiva!

© zoranm | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Metaanalyse

Sexuelle Dysfunktion unter Antidepressiva!

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Photosensibilisierung: So schützen Sie Ihre Patienten

© Studio4 | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Sommer, Sonne, Nebenwirkung?

Photosensibilisierung: So schützen Sie Ihre Patienten

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studiendesign der prospektiven, internationalen, multizentrischen, einarmigen Zusatzkohorte zur HD21-Studie mit Patientinnen und Patienten älter als 60 Jahre

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Fortgeschrittenes Hodgkin-Lymphom

BrECADD seit Juni 2025 zugelassen: geeignete Behandlungsoption auch für ältere Erkrankte

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin
Abb. 1: Behandlungsalgorithmus der aktualisierten S3-Leitlinie für das SCLC im Stadium T3−4 und/oder N2−3, M0 („Limited Disease“, LD)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Kleinzelliges Lungenkarzinom im Stadium Limited Disease (LD-SCLC)

Neuer Standard: Durvalumab beim LD-SCLC in S3-Leitlinie empfohlen

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: LUMINANCE-Studie: Gesamtüberleben (OS) unter Behandlung mit EP (Etoposid + Platin) plus Durvalumab

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Kleinzelliges Lungenkarzinom

ED-SCLC: Real-World ähnliche Studie unterstreicht Effektivität von Durvalumab

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Adipöse Kinder und Jugendliche tragen für den Rest ihres Lebens eine enorme Bürde mit sich. Die Folgen zeichnen sich bereits im Kindesalter ab und erstrecken sich bis ins Erwachsenenalter.

© kwanchaichaiudom / stock.adobe.com

Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

Hoffnung auf neue Medikamente zur Gewichtsreduktion bei Kindern

Eine männlicher Patient, der auf einem Fahrradergometer in die Pedale tritt, führt einen Belastungstest durch, um die Herzfunktion zu überprüfen.

© malkovkosta / stock.adobe.com

Mikrovaskuläre Dysfunktion

Was ein Belastungs-EKG bei Angina-pectoris-Verdacht bringt