Rezeptorprofil eines Tumors sagt oft mehr über Prognose als Histologie

BERLIN (grue). Klassische zytologische und histopathologische Methoden verlieren bei der Tumordiagnostik immer mehr an Bedeutung - sie werden langsam von molekularen Verfahren verdrängt. Der Vorteil der neuen Methoden: Kennt man das Rezeptorprofil eines Tumors, weiß man auch besser, welche Therapie geeignet ist.

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Die klassische Typisierung mit Mikroskop und Färbung dient vor allem zur Abschätzung der Prognose. Aber: "Der Nachweis einer bestimmten Gen-Mutation oder die erhöhte Konzentration eines Rezeptors sind für den weiteren Krankheitsverlauf mitunter entscheidender als die mikroskopische Beurteilung der Tumorbeschaffenheit", sagte Professor Ferdinand Hofstädter aus Regensburg.

Mit den neuen molekularpathologischen Verfahren würden zudem die Weichen für eine Therapie gestellt, so Hofstädter bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pathologie in Berlin.

Deutlich wird das am Beispiel der Tyrosinkinase-Hemmer: Diese Medikamente blockieren bestimmte Zielstrukturen auf den Tumorzellen, können also nur wirken, wenn der Tumor das passende Rezeptorprofil hat.

"Zur Zeit sind mehr als 20 solcher Medikamente in der Entwicklung", sagte Professor Reinhard Büttner aus Bonn. "Die Analyse von Rezeptoren auf der Oberfläche von Tumorzellen bestimmt die Wahl der Medikamente und dürfte zu einer der wichtigsten Aufgaben für Pathologen werden".

Einige Tumore bilden gegen die neuen Substanzen Resistenzen aus. Deshalb sieht Büttner für Pathologen auch im Therapie-begleitenden Monitoring eine neue Aufgabe. Da die neuen Medikamente zudem sehr teuer sind, dürfte in Zukunft die Analyse des molekularen Tumorprofils durch einen Pathologen vor Therapiebeginn obligat werden.

Schon jetzt würden in den USA derart zielgerichtete Therapien nur in Kombination mit Tests zugelassen, die erkennen lassen, ob die Arznei bei den jeweiligen Patienten wirkt, sagte Büttner.

Auch möchten immer mehr Ärzte rückwirkend die molekularpathologische Diagnostik nutzen und asservierte Gewebeproben untersuchen lassen. Möglich sei dies, weil viele pathologische Institute die ihnen übersandten Proben für zehn Jahre in einer Gewebebank aufbewahren.

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