INTERVIEW

Rheuma Update - aktueller Stand bei Diagnostik und Therapie

Veröffentlicht:

WIESBADEN (sir). Auch Hausärzte können Patienten mit Rheumatoider Arthritis bereits Kortison verordnen. Sie müssen dabei nur einiges beachten, sagte Professor Elisabeth Märker-Hermann - zusammen mit Professor Bernhard Manger wissenschaftliche Leiterin des Rheuma Update - zur "Ärzte Zeitung". Den neuesten Stand von Diagnose und Therapie in der Rheumatologie erhalten Kollegen bei der Fortbildung am 29. Februar und 1. März in Wiesbaden.

"Ein wichtiges Thema wird der Einfluss moderner Biologicals auf das Risiko einer Infektion, etwa Tuberkulose, sein."

Ärzte Zeitung: Patienten mit Verdacht auf Rheumatoide Arthritis (RA) warten meist mehrere Wochen - mitunter Monate - auf einen ersten Termin beim Rheumatologen. Was kann der Hausarzt in der Zwischenzeit tun?

Professor Elisabeth Märker-Hermann: Wenn solchen Patienten NSAR keine Linderung bringen, wird heute sehr früh mit niedrig dosierten Glucokortikoiden behandelt. Das erfolgt etwa mit 5 bis 7,5 mg Prednisolon. Damit kann auch der Hausarzt beginnen.

Ärzte Zeitung: Was gibt es dabei zu beachten?

Märker-Hermann: Erstens die Osteoporose-Prophylaxe mit Kalzium und Vitamin D, und zwar unabhängig von der Steroiddosis. Zweitens muss der Ausgangsbefund der Beschwerden sorgfältig protokolliert werden. Dazu gehören der Gelenkstatus - also die Zahl und Lage geschwollener und schmerzender Gelenke - sowie die Bestimmung von BSG und CRP, aber auch der Nachweis von Rheumafaktor und Antikörpern gegen zyklische citrullinierte Peptide (Anti-CCP). Das untermauert die klinische RA-Diagnose.

Ärzte Zeitung: Gibt es neue Behandlungsoptionen für Patienten mit RA?

Märker-Hermann: Ja. Bei den modernen Biologicals ist zu den TNFa-Inhibitoren und dem Antikörper Rituximab, der die außer Kontrolle geratenen B-Zellen entfernt, ein weiteres Präparat hinzugekommen: Abatacept. Dieser Antikörper beeinflusst die Aktivierung der T-Zellen. Allerdings sind die Biologicals erst nach Versagen herkömmlicher Basistherapeutika zugelassen.

Ärzte Zeitung: Gibt es einen Trend, die Biologicals früher einzusetzen?

Märker-Hermann: Wenn herkömmliche Basistherapeutika wie Methotrexat unverträglich oder kontraindiziert sind, ist es schon jetzt in begründeten Fällen möglich, diese "auszulassen" und gleich TNFa-Blocker zu verordnen. Dies gilt zum Beispiel bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz.

Ärzte Zeitung: Welche Highlights gibt es ansonsten beim "Rheuma Update"?

Märker-Hermann: "Hot topic" wird in diesem Jahr das Thema "Infektionen und Rheuma" sein. Unter anderem wird dabei die aktuelle Datenlage zum Einfluss moderner Biologicals auf das Risiko einer Infektion etwa mit Tuberkulose vorgestellt. Es hat sich erfreulicherweise gezeigt, dass dieses Risiko geringer ist als zunächst befürchtet.

Auch beim mittlerweile dritten "Rheuma Update" erhalten die Teilnehmer wieder einen Überblick über den State of the Art der meisten Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises - von Rheumatoider Arthritis über Spondyloarthritiden, Lupus und Vaskulitiden bis hin zum Weichteilrheuma.

Anmeldung und Infos gibt's unter: www.rheuma-update.com Es gibt 16 CME-Punkte

Zur Person

Professor Elisabeth MärkerHermann ist Chefärztin an der Klinik Innere Medizin IV (Rheumatologie, Immunologie, Nephrologie) der Horst-Schmidt-Kliniken, Wiesbaden

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Retrospektive Analyse

Knie-TEP: Bei wem ist das Risiko für Instabilität erhöht?

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

10 Fragen, 10 Antworten

Ausgeschlafen trotz Schichtdienst: Wie das klappen kann

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Lesetipps
Umrisse mehrere Menschen in bunten Farben.

© Pandagolik / stock.adobe.com

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an