Ernährungsmedizin

Rheumatologe rät: Hartnäckig bleiben und zu gesundem Essen motivieren

Ernährungsempfehlungen sind für Dr. Nikolaos Andropoulos wichtiger Bestandteil der Therapie. Der Rheumatologe setzt vor allen Dingen auf das persönliche Gespräch, um zu gesunder Ernährung zu motivieren.

Von Birgit Fenzel Veröffentlicht:
Es braucht viel Überzeugungsarbeit, bayerischen Patienten ihre Schweinshaxe abzugewöhnen.

Es braucht viel Überzeugungsarbeit, bayerischen Patienten ihre Schweinshaxe abzugewöhnen.

© Bernd Jürgens / stock.adobe.com

München. Weniger Fleisch, mehr Fisch und Ballaststoffe – aus Sicht des Münchner Rheumatologen Dr. Nikolaos Andriopoulos ist der neue Leitfaden der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) durchaus beachtenswert. Die Empfehlungen beziehen Grundsätze der Ernährungstherapie auf bestimmte Krankheitsbilder mit ein und geben so eine gute Orientierung für die Praxis. Er selbst erzielt seit langem mit Ratschlägen für eine ausgewogene, gesunde Kost gute Erfolge bei den Patienten in seiner Rheumapraxis.

Der Leitfaden unterstreiche die wichtige Rolle, die Ernährung bei der Entstehung und Behandlung von Erkrankungen aus dem entzündlich-rheumatischen Formenkreis spiele. Damit sei er auch konform mit dem Paradigmenwechsel in der Rheumatologie, bei dem zunehmend die Diät der Patienten in den Fokus gerückt sei.

„Inzwischen ist aus verschiedenen Studien bekannt, dass Ernährung Entzündungsaktivitäten auslösen oder mindern kann“, so Andriopoulos. Auch indirekt ließen sich positive Effekte erzielen, etwa über eine Gewichtsreduktion. „Zum Beispiel über das Zusammenschmelzen von Fettgewebe, von dem man weiß, dass es Entzündungsmediatoren produziert“, erklärt er.

Überzeugungkraft gefragt

In der rheumatologischen Praxis im Münchner Sonnen-Gesundheitszentrum, die er seit 2017 leitet, sind Ernährungsempfehlungen fester Bestandteil der Therapie. Informationsbroschüren dazu liegen ebenfalls in der Praxis aus.

Doch setzt er auf das persönliche Gespräch. Denn es braucht einiges an Überzeugungskraft, den Münchner vom Leberkäs und anderen Fleischprodukten abzubringen – die wegen ihres hohen Anteils an Arachidonsäure entzündungsfördernd wirken. Tatsächlich fallen die Reaktionen seiner Patienten, denen er mehr Bewegung und mediterrane Kost schmackhaft machen möchte, im ersten Gespräch gemischt von hoch motiviert bis eher verhalten aus.

Ernährung regelmäßig ansprechen

„Doch ich spreche das Thema bei jedem weiteren Termin wieder an“, so der Rheumatologe. Eine Diät sei schon allein deswegen bei den meisten ratsam, weil oft bis zum Eintritt der Wirkung der krankheitsmodifizierenden Therapie zusätzlich Kortison eingesetzt wird, zu dessen Nebenwirkungen auch Gewichtszunahme gehört.

Von Gesprächen mit seinen Patienten, weiß er, dass sich die positiven Effekte der Diät schnell einstellen. „Viele sagen, dass es ihnen, nachdem sie zum Beispiel auf Schweinefleisch verzichtet hatten, deutlich besser ging“, berichtet er aus der Praxis. Das funktioniert auch umgekehrt, hat er ebenfalls beobachtet.

„Diäten sind kein vollständiger Ersatz für medikamentöse Therapie“, betont er zugleich. Jedoch könnte man mit ihrer Hilfe die Menge an Arzneimitteln oftmals reduzieren. Davon profitierten nicht nur die Patienten, weil sich für sie das Risiko von Nebenwirkungen verringert, sondern auch das Gesundheitssystem.

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