Rückenprobleme - oft ist OP unnötig
DÜSSELDORF (iss). In Deutschland werden Patienten mit Rückenproblemen noch zu häufig offen operiert, obwohl Behandlungsalternativen zur Verfügung stehen - entweder minimal-invasive, oder Methoden, die eine Operation überflüssig machen.

Bei der Behandlung von Patienten mit Rückenschmerzen gibt es Therapiealternativen.
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Davon gehen Professor Axel Ekkernkamp, Präsident der Gellschaft für Unfallchirurgie, und Professor Joachim Grifka, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, aus. Anlässlich der für dieses Jahr geplanten Zusammenführung der beiden Fachgesellschaften zur Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie mit rund 7000 Mitgliedern wollen sie bei ihren Kollegen für mehr Aufgeschlossenheit für neue Methoden werben.
Verfeinerte Technik erfordert viel zusätzliche Fortbildung
"Durch deutlich verfeinerte und moderne Techniken gibt es ein ganz hohes Fortbildungspotenzial", sagt Ekkernkamp. Sowohl im Bewusstsein der Ärzte als auch der Patienten müssten die neuen Möglichkeiten wie die gezielte orthopädische Schmerztherapie oder minimal-invasive Methoden besser verankert werden, glaubt er.
Nach Angaben von Ekkernkamp werden rund 90 Prozent der Wirbelkörperverletzungen ohne neurologische Ausfälle offen operiert. "Dabei könnten mehr als 50 Prozent minimal-invasiv operiert werden." Nach Schätzungen werden in Deutschland pro Jahr mindestens 57 000 Patienten an der Bandscheibe operiert, berichtet Grifka. Das sei in vielen Fällen nicht notwendig. "Außer bei einer akuten Lähmung oder einer Querschnittsymptomatik kann bei Rückenproblemen, selbst bei massiven Schmerzen, ohne OP geholfen werden."
Schmerztherapie macht Operation entbehrlich
So erlaube es die spezielle orthopädische Schmerztherapie, das Problem durch gezielte Injektionen an den austretenden Nerven oder in den Wirbelkanal der betroffenen Nervenwurzel anzugreifen. "Gut 80 Prozent der Patienten müssen mit dieser Technik nicht operiert werden", sagt er.
Ekkernkamp und Grifka empfehlen allen Patienten, denen zu einer Operation geraten wird, eine Zweitmeinung bei einem anderen Arzt einzuholen. "Die Patienten sollten ihren Hausarzt fragen, an welchen Mediziner sie sich dabei wenden sollen", empfiehlt Ekkernkamp.