Umfrage unter Ernährungsberatern

Ruf nach Therapieleitfaden für die Essstörung Orthorexie

Zwanghaftes Vermeiden vermeintlich ungesunder Lebensmittel kennzeichnet die Orthorexie, die zu Mangelernährung und Isolation führen kann. Fachberater wollen jetzt einen Therapieleitfaden entwickeln.

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Typische Einstellung bei Orthorexie: Die Aufnahme gesunder Lebensmittel ist wichtiger als Genuss (Symbolbild mit Fotomodell).

Typische Einstellung bei Orthorexie: Die Aufnahme gesunder Lebensmittel ist wichtiger als Genuss (Symbolbild mit Fotomodell).

© nicoletaionescu / stock.adobe.com

Gera. Selbst viele Gesundheitsfachkräfte wissen nicht, was Orthorexie ist. Auch liegen zu der Ernährungsstörung bisher weder klare Definitionen vor, noch existieren Vorgaben für die Behandlung, berichtet die SRH Hochschule für Gesundheit in einer Mitteilung.

Dr. Sara Ramminger vom Campus Gera der Hochschule definiert die Störung in der Mitteilung so: „Unter Orthorexie versteht man die Fixierung auf eine gesunde Ernährung mit starren Regeln, was zu Mangelernährung, Leidensdruck sowie Isolation führen kann. Betroffenen ist das Problem oft nicht bewusst, weshalb sie zunächst nicht-psychologische Behandlungen aufsuchen.“

Online-Umfrage unter Fachberatern

Ein Team um Raminger hat jetzt das ISTO-Projekt gestartet (das Akronym steht für Interdisciplinary Screening and Treatment of Orthorexia). Langfristiges Ziel des Projekts ist es, einen Behandlungsleitfaden für Fachkreise und andere Disziplinen zu entwickeln, so die wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bachelor-Studiengang Ernährungstherapie und -beratung am Campus Gera der Hochschule in der Mitteilung.

Das ISTO-Projekt ist interdisziplinär angelegt und in den beiden Studiengängen Ernährungstherapie und -beratung (B. Sc.) sowie Psychische Gesundheit und Psychotherapie (M. Sc.) angesiedelt. Im ersten Schritt wurde nun das Wissen und Erfahrungen zur Orthorexie von Fachkräften eruiert, um eine umfassende Definition zu ermöglichen. Auch wurde indirekt eine mögliche eigene Betroffenheit der Teilnehmenden abgefragt.

Fragen auch zum persönlichen Ernährungsverhalten

Zu diesem Zweck wurde eine Online-Umfrage für Personen in ernährungstherapeutischen und angrenzenden Fachbereichen entwickelt. Darin wurden Informationen zu persönlichem Ernährungsverhalten, Einstellungen zum Störungsbild, Erfahrungen mit Patientinnen und Patienten sowie zu Behandlungsansätzen erfasst. Erste Ergebnisse:

  • 60 Prozent der Fachkräfte kannten den Begriff Orthorexie,
  • etwa 50 Prozent finden es positiv, beim eigenen Essverhalten mehr als andere auf eine gesunde Ernährung zu achten,
  • 47 Prozent stellen Ernährungsregeln auf und für
  • 37 Prozent ist die Aufnahme gesunder Lebensmittel wichtiger als Genuss.
  • 84 Prozent der Fachkräfte sehen Orthorexie als ein eigenes Störungsbild, 49 Prozent ordnen es als Form von Essstörung, 42 Prozent von Zwangsstörung und 9 Prozent von Angststörung ein.
  • Fast 75 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Sport ein wichtiges Diagnosekriterium darstellt,
  • >50 Prozent kennen Betroffene mit orthorektischen Symptomen,
  • 80 Prozent wünschen sich mehr Informationen und klare Behandlungsvorgaben.

Nach den Ergebnissen seien vermutlich auch Fachpersonen von orthorektischen Symptomen betroffen, heißt es in der Mitteilung. Die Befragten äußerten sich zudem überzeugt von der Bedeutung der Diagnostik und Behandlung von Orthorexie und wünschten sich weitere Informationen und interdisziplinäre Behandlungsansätze. Eine detaillierte Auswertung der Online-Umfrage soll beim 60. Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung DGE (15. bis 17. März in Bonn) vorgestellt werden. (eb/eis)

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