S3-Leitlinie: Auch Johanniskraut als erste Therapie

Johanniskraut hat den Sprung in die S3-Leitlinie geschafft. Wirksamkeit und Verträglichkeit waren im vorigen Jahr in einem Cochrane-Review nachgewiesen worden.

Veröffentlicht:

EISENACH (sir). "Zur Behandlung einer akuten mittelgradigen depressiven Episode soll Patienten eine medikamentöse Therapie mit einem Antidepressivum angeboten werden." So wird es in der neuen "S3-Leitlinie/Nationale Versorgungsleitlinie zur unipolaren Depression" stehen, und weiter: "Wenn bei leichten oder mittelgradigen Episoden eine Pharmakotherapie erwogen wird, kann bei Beachtung der spezifischen Nebenwirkungen und Interaktionen ein erster Therapieversuch auch mit Johanniskraut unternommen werden."

Dass Johanniskraut damit in eine Reihe mit synthetischen Antidepressiva gestellt oder ihnen sogar vorangestellt wird, verdankt es seiner guten Wirksamkeit und Verträglichkeit. Beides wurde 2008 in einem Cochrane-Review nachgewiesen, der 18 placebokontrollierte und 17 verumkontrollierte klinische Studien mit Johanniskrautpräparaten umfasste. Die Studien dauerten vier bis zwölf Wochen und schlossen insgesamt fast 5500 Patienten mit "major depression" ein.

"Die Johanniskraut-Präparate waren Placebo eindeutig überlegen", erinnerte Professor Hans-Jürgen Möller bei einer Veranstaltung des Unternehmens Steigerwald in Eisenach. Sie hätten eine ähnliche Wirkung wie synthetische Standard-Antidepressiva, würden jedoch besser toleriert. Das wurde auch an den Drop-out-Raten der Studienteilnehmer sichtbar: Mit modernen Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) waren sie zweimal, mit älteren Antidepressiva sogar viermal so hoch wie mit Johanniskrautpräparaten.

"Johanniskraut ist in Dosierungen für Patienten mit mittelschweren Depressionen seit April verschreibungspflichtig", ergänzte der Experte aus München. "Aber nur, weil diese Patienten in ärztliche Betreuung gehören."

Die S3-Leitlinie soll beim DGPPN-Kongress Ende November in Berlin vorgestellt werden.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Leichtere Umsetzung

DMP Depression wird aktualisiert

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an