COVID-Impfung in der Offizin

Saar-KV-Chef: „Apotheker benötigen wir bei den Corona-Impfungen nicht“

Der saarländische KV-Chef Hauptmann fürchtet, dass Apotheken neben SARS-CoV-2 auch andere Impfungen übernehmen wollen. Zudem kommt auf die Vertragsärzte bald auch eine Neuordnung beim Bereitschaftsdienst zu.

Von Andreas Kindel Veröffentlicht:
Sorgt für anhaltenden Unmut auch bei der jüngsten Vertreterversammlung: Impfungen in Apotheken.

Sorgt für anhaltenden Unmut auch bei der jüngsten Vertreterversammlung: Impfungen in Apotheken.

© Jens Krick/dpa

Saarbrücken. Bei den saarländischen Kassenärzten hält der Unmut über die Beteiligung der Apotheken an den Corona-Impfungen an. „Die Apotheker benötigen wir bei den Impfungen nicht“, erklärte der saarländischen KV-Vorsitzende Dr. Gunter Hauptmann am Mittwochabend in einer Videokonferenz der KV-Vertreterversammlung. Das sei „völlig unnötig“.

Nach Hauptmanns Worten werde damit „die Axt an eine der Grundsäulen der hausärztlichen Versorgung“ angelegt. Aus den Praxen hagele es schon Kritik an den impfenden Apothekern. Patienten würden nicht mehr so oft in die Praxen kommen, die Fallzahlen könnten sinken. Die Sorge des saarländischen KV-Chefs: Nächstes Jahr könnten die Apotheker dann fordern, an allen Impfungen beteiligt zu werden.

„Öffnung ohne Not“

Bei der Videokonferenz gab es viel Unterstützung für Hauptmanns Kritik. Sein Vize Dr. Joachim Meiser sprach von einer „Öffnung ohne Not“. Man habe genug impfende Ärzte, aber nicht genug Impfstoff. Und der Vorsitzende des Saarländischen Hausärzteverbandes, Dr. Michael Kulas, bemerkte, im Saarland würden sich auch noch besonders viele Apotheker an den Corona-Impfungen beteiligen. Nach einer Übersicht der Apothekerkammer sind es aktuell 46.

Jetzt müssen sich die Apotheker auf eine Retourkutsche der Kassenärzte einstellen. Sie wollen über Änderungen am Dispensierrecht für die Apotheker sprechen. Ein Thema könnte die Abgabe von Medikamenten an Notfall-Patienten sein.

Nach wie vor beklagen die Kassenärzte an der Saar, dass ihr Engagement in der Corona-Krise zu wenig gewürdigt werde. „Die Politik hat keinen Schimmer, was die niedergelassenen Ärzte leisten“, so Hausärzte-Chef Kulas. „Man hat den Eindruck“, pflichtete KV-Vize Meiser bei, „die Vertragsärzte kommen in dem ganzen Geschehen gar nicht vor“. Dabei seien zuletzt 75 Prozent aller Booster-Impfungen in den Praxen erledigt worden.

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Krisen-HVM gilt seit Anfang 2020

Erst Ende Januar hatte die VV in einer von allen Fachgruppen unterstützten Resolution ihren Frust öffentlich gemacht (wir berichteten). Knapp zwei Monate vor der Landtagswahl lud Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) die Ärzte danach zwar zum Gespräch. Geändert hat sich nach dem Empfinden vieler Vertragsärzte seitdem aber nichts.

Ins erste Quartal 2022 verlängert wurde der „Krisen-HVM“. Er gilt bereits seit Anfang 2020. Damit kann das Praxis-Budget bei Einnahme-Einbrüchen bis auf 90 Prozent des Vorjahres-Quartalwerts aufgestockt werden. Das dürfte unter anderem den Kinderärzten helfen. „Bei uns ist es immer noch zu sehr vielen Einschränkungen gekommen“, berichtete der Merziger Pädiater Dr. Michael Lagemann. „Wir sollten die Betroffenen so gut es geht unterstützen“.

Klausurtagung berät Orga-Reform beim Bereitschaftsdienst

Auf Veränderungen müssen sich die saarländischen Kassenärzte beim Bereitschaftsdienst einstellen. KV-Vize Meiser kündigte eine „grundsätzliche Überarbeitung“ der bisherigen Bereitschaftsdienstordnung an. Ziel sei eine Professionalisierung der Organisationsstruktur. Genaue Vorschläge dazu sollen auf einer Klausurtagung der KV-Vertreterversammlung im April diskutiert werden. Aktueller Anlass für die Überarbeitung ist nach Meisers Worten ein Gerichtsurteil: Danach müssten Ärzte in Teilzeit auch weniger Bereitschaftsdienste übernehmen.

Eine gute Nachricht für die Kassenärzte gab es beim Thema Verwaltungsumlage. Die soll 2023 und 2024 nicht erhöht werden. „Die nächsten zwei Jahre“, so KV-Chef Hauptmann, „werden wir uns damit nicht befassen müssen“.

Fahrplan für KV-Wahl im Saarland steht fest

  • Wahlvorschläge müssen bis zum 9. Mai eingereicht werden.
  • An der Sitzverteilung zwischen den einzelnen Arztgruppen ändert sich nach den vorläufigen Zahlen der KV voraussichtlich nichts. Fachärzte werden auch künftig 14, Hausärzte 11 Vertreter stellen. Außerdem gehen zwei Mandate an die ermächtigten Ärzte und drei an die Psychotherapeuten.
  • Ab 7. Juni bekommen alle Wahlberechtigten die Stimmzettel zugeschickt. Ausgezählt wird dann am 4. Juli. Sowohl der bisherige KV-Vorsitzende Dr. Gunter Hauptmann als auch sein Stellvertreter Dr. Joachim Meiser wollen nicht noch einmal kandidieren. (kin)
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Kommentare
Rudolf Linke 18.02.202210:46 Uhr

Es gibt in meinem Umfeld mindestens fünf Ärzte, die jederzeit bereit wären zu impfen, aber nicht dürfen, weil sie nicht niedergelassen sind. Es ist mir ein Rätsel, warum diese nicht zuerst zu Corona Impfungen herangezogen werden , sondern Apotheker und Zahnärzte ,die dafür zunächst mal eine Schulung machen müssen.

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