Folsäure-Mangel bei Vätern

Schadet das dem Ungeborenen?

Es ist zwar erst ein Hinweis im Tierversuch: Doch möglicherweise sollten auch Väter ebenso wie Frauen mit Kinderwunsch vor der Zeugung genügend Folsäure aufnehmen.

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Die Ernährung von Männern beeinflusst offenbar auch die Qualität der Spermien.

Die Ernährung von Männern beeinflusst offenbar auch die Qualität der Spermien.

© Kitty / fotolia.com

QUéBEC/LONDON. Männer mit konkretem Kinderwunsch sollten womöglich genau wie Frauen besonders auf ihre Folsäure-Versorgung achten. Das legt zumindest eine Untersuchung an Mäusen nahe.

Kanadische Wissenschaftler um Romain Lambrot von der McGill University in Québec zeigten darin, dass ein Folsäure-Mangel bei männliche Tieren vor der Zeugung die Gesundheit des Nachwuchses beeinträchtigen kann.

Fehle es an dem Vitamin, verändere sich die Markierung des Erbguts in den Spermien an einigen Stellen und damit die Aktivität von Genen (Nature Communications 2013; online 10. Dezember).

Prävention von Fehlbildungen beim Ungeborenen

Folsäure kommt zum Beispiel in Hefe, Weizenkeimen, grünem Blattgemüse, Fleisch und Fisch vor. Oft wird es auch Kochsalz zugesetzt. Frauen, die schwanger werden wollen, wird empfohlen, Folsäure zu substituieren. Es ist nachgewiesen, dass dadurch das Risiko für Fehlbildungen wie Spina bifida beim Nachwuchs gesenkt wird .

Lambrot und seine Mitarbeiter, untersuchten nun an Mäusen, ob auch Väter über die Ernährung einen vergleichbaren Einfluss auf die Gesundheit ihrer Kinder nehmen. Sie verabreichten dazu unter anderem schwangeren Mäusen und dem aus ihnen hervorgehenden männlichen Nachwuchs eine Kost mit besonders wenig Folsäure.

Die Untersuchung der Spermien zeigte bei diesen Tieren eine veränderte epigenetische Markierung des Erbguts.

Darunter werden chemische Modifizierungen der DNA zusammengefasst, zum Beispiel das Anhängen einer Methylgruppe an einen DNA-Baustein. Sie werden durch Umweltfaktoren oder das Verhalten mit beeinflusst, etwa durch Rauchen, Alkohol oder die Ernährung, und verändern die Aktivität der Gene.

Erst kürzlich hatten Wissenschaftler an Mäusen gezeigt, dass auf diesem epigenetischen Wege Eltern offenbar Erfahrungen an ihre Kinder weitergeben können.

Epigenetische Veränderungen an Genen

Die Forscher um Lambrot fanden nun bei Folsäure-Mangel etliche epigenetische Veränderungen an Genen, die bei der Entwicklung und der Entstehung von einigen chronischen Krankheiten, wie Krebs oder Diabetes eine Rolle spielen. Zwei solcher Gene waren sowohl in den Spermien verändert, als auch bei Weibchen in der Plazenta, was eine Weitergabe der Veränderungen plausibel mache.

Der Nachwuchs der Nager, die wenig Folsäure bekommen hatten, kam dann auch deutlich häufiger mit einer Fehlbildung zur Welt als der von Kontrolltieren, die eine Nahrung mit ausreichend Folsäure bekommen hatten: 27 Prozent der Jungtiere von Vätern mit Folsäure-Mangel hatten sichtbare anatomische Fehlbildungen, vor allem am Skelett, wie dem Schädel oder der Wirbelsäule. Bei den Kontrolltieren waren es nur drei Prozent.

Die Studie lege nahe, dass es Regionen des Spermas gebe, die auf Umwelteinflüsse wie die Ernährung reagieren, schreiben die Forscher. Es könne auch sein, dass diese Regionen eine sogenannte epigenetische Karte weitergeben, die die Entwicklung und möglicherweise auf lange Sicht den Stoffwechsel des Nachwuchses und seine Krankheiten beeinflussen. (dpa)

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