Schmerz: Praxisnahe Leitlinien auf dem Plan
Schmerztherapeuten wollen gemeinsam mit der Deutschen Schmerzliga Praxisleitlinien zur Schmerztherapie erstellen. Ziel ist eine bessere Versorgung.
Veröffentlicht:FRANKFURT AM MAIN. Der "Flut von Leitlinien" auch im Bereich Schmerztherapie, so die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS), will die DGS gemeinsam mit der Deutschen Schmerzliga künftig eigene Praxis-Leitlinien entgegensetzen.
Sie sollen sich vom Herkömmlichen deutlich unterscheiden. Aktuelle Leitlinien zur Schmerztherapie entsprächen in vieler Hinsicht nicht den praktischen Erfahrungen engagierter Schmerztherapeuten, sagte Privatdozent Michael Überall aus Nürnberg beim Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt am Main.
Die Versorgungsrealität habe sich in den vergangenen Jahren nicht verbessert, sondern eher verschlechtert. Überall kritisierte fehlende Transparenz, fehlerhafte Darstellungen und Interpretationen wissenschaftlicher Studien und "eminenzdominierte" Empfehlungen in derzeitigen Leitlinien.
Das soll mit den Praxis-Leitlinien der DGS und der Schmerzliga nun anders werden. Diese sollen praxisnah und rechtssicher sein, hieß es. "Sie sollen helfen, nicht beschränken", betonte Überall. Es dürfte in Leitlinien nicht nur wissenschaftliche Evidenz einfließen, sondern auch die individuellen klinischen Erfahrungen sowie die Erfahrungen und Erwartungen von Schmerzpatienten seien zu berücksichtigen.
Überall bezog sich mit dieser Aussage ausdrücklich auf den Begründer der evidenzbasierten Medizin, den kanadischen Epidemiologen David L. Sackett.
DGS-Mitglieder werden sich, ähnlich wie in einem offenen Internet-Lexikon, aktiv an den Leitlinien beteiligen können. Die den Empfehlungen zugrunde liegenden Daten sollen online abrufbar sein. Da Patienten in der Apotheke zudem nicht Wirkstoffe ausgehändigt bekommen, sondern Fertigarzneimittel, so Überall, wolle man auch dies berücksichtigen.
Die Erstellung der Leitlinien wird in vier Modulen erfolgen. Zunächst werden Empfehlungen zu einzelnen Wirkstoffen und Medikamenten für bestimmte Indikationen und Behandlungssituationen entwickelt, dann Empfehlungen zu nicht-medikamentösen sowie schließlich zu invasiven Verfahren. Im vierten Modul sollen diese Empfehlungen dann gebündelt und bewertet werden.