Schützt Therapie gegen Herpes-Viren vor HIV-Ausbreitung?

BOBO-DIOULASSO (mls). Die Eindämmung von Herpesviren (HSV) hat bei Patienten mit einer HIV-HSV-Doppelinfektion vermutlich nicht nur unmittelbare Konsequenzen auf die Menge beider Virustypen. Möglicherweise eignet sich die Therapie auch zur Prophylaxe der Virusverbreitung.

Veröffentlicht:

Darin gründet sich das große Interesse an einer Studie, die vor kurzem erneut in Kommentaren aufgegriffen wurde. In der Studie an der afrikanischen Uniklinik in Bobo-Dioulasso in Burkina-Faso erhielten je 70 gleichzeitig mit HIV und HSV-2 infizierte Frauen drei Monate lang entweder eine Behandlung mit Valaciclovir gegen das Herpesvirus oder Placebo. Die antivirale Therapie wirkte - wie vermutet - nicht allein auf die Herpesviren. Sie verminderte überdies die Menge der HIV-RNA im Blut und noch stärker im Genitalabstrich, und zwar um mindestens 50 Prozent (NEJM 356, 2007, 790 und 2323).

"Das bestätigt unsere Beobachtungen aus der täglichen Praxis und bestärkt das Umdenken bei der Präventionsberatung", kommentierte Dr. Christoph Stephan von der HIV-Schwerpunkt-Ambulanz an der Universitätsklinik in Frankfurt am Main im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". "Gerade bei Paaren, von denen einer der Partner HIV-positiv und auch HSV-infiziert ist, kommt es trotz Beachtung der Safer-Sex-Regeln zur Übertragung", sagte der Spezialist.

Noch ist zwar nicht direkt belegt, dass die Therapie gegen Herpesviren auch die Übertragungsrate senken kann. Doch die jüngste Studie hat hier zu neuen Untersuchungen entscheidenden Anstoß gegeben. "Wir weisen jedenfalls konsequent darauf hin, dass etwa der bisher als sicher angesehene Oralverkehr bei einer gleichzeitig bestehenden HSV-Infektion besser nicht mehr ohne Kondomschutz vorgenommen werden sollte", sagte Stephan. Zudem eröffnet sich Ärzten eine neue Perspektive bei der Behandlung jener doppelt mit HIV und HSV infizierten Patienten, die zum Beispiel in einem frühen Stadium der HIV-Krankheit noch keine Anti-HIV-Therapie erhalten sollen. Sie profitieren, wie man jetzt weiß, nicht nur von der gegen die Herpesviren gerichteten Therapie, auch die HIV-Menge wird vermindert.

Wie erklärt man sich diesen Effekt? Herpesviren machen die Schleimhäute anfälliger für andere Infektionen, selbst wenn die HSV-Infektion inapparent, etwa ohne Bläschenbildung verläuft. Die von den Herpesviren angelockten Lymphozyten, vor allem CD4-Zellen, bieten dem Aids-Erreger ein geeignetes Infektionsterrain. Herpesviren sorgen zudem dafür, dass eine größere Menge dieser Zellen am Infektionsort bleibt - selbst in einer intakten Schleimhaut. So tragen doppelt Infizierte nicht nur eine höhere Virusmenge, die Viren können sich auch eher in den Zellen ausbreiten. Ein solches Verstärker-Phänomen ist auch bei anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen, etwa bei Syphilis, im Zusammenhang mit Herpesviren zu beobachten.

Mehr zum Thema

Zweiter Berliner Patient

HIV-Remission mit nicht-resistenten Stammzellen erreicht

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt