Schwangere und Kleinkinder sollten Regionen mit Malaria meiden

Ob im Bauch oder auf dem Arm: Reisen mit Kind bedürfen medizinischer Vorbereitung.

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Richtig problematisch ist die Malariaprophylaxe bei Schwangeren.

Richtig problematisch ist die Malariaprophylaxe bei Schwangeren.

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BERLIN (gvg). Bei jedem zweiten Kind im internationalen Luftverkehr haben sich die Eltern vor der Reise nicht medizinisch beraten lassen, so eine Studie (Pediatrics 2010, 125: e1072). Dabei sind Kinder auf Reisen, ähnlich wie Schwangere, besonders durch Krankheiten gefährdet.

Besonders mit Kleinkindern werden häufig Freunde und Verwandte in fernen Ländern besucht. Menschen bei solchen Verwandtenbesuchen gelten aber als reisemedizinische Risikogruppe, weil sie sich typischerweise nicht an die touristischen Hauptrouten halten.

Ein wichtiges Thema bei Kindern wie Erwachsenen ist dabei die Malariaprophylaxe. Hier ist das Spektrum der einsetzbaren Präparate eingeschränkt, wie Bettina Flörchinger vom CRM Centrum für Reisemedizin betonte. So könne Doxycyclin wegen der damit verbundenen Knochen- und Zahnproblematik bei Kindern unter acht Jahren nicht eingesetzt werden.

Das Mittel ist in Deutschland für die Malariaprophylaxe nicht zugelassen, wird von der WHO aber als mögliche Option empfohlen. Das bei Erwachsenen beliebte Atovaquon / Proguanil sei erst ab 11 kg Körpergewicht zugelassen, so Flörchinger. Mefloquin kann immerhin ab drei Monaten beziehungsweise ab 5 kg eingesetzt werden.

Richtig problematisch ist die Malariaprophylaxe bei Schwangeren. Zwar sind die Klassiker Chloroquin und Proguanil in der Schwangerschaft eine Option. Es gibt aber viele Resistenzen. Das effektivere Mefloquin darf Schwangeren ab dem 2. Trimenon gegeben werden, kann aber bekanntlich psychische unerwünschte Wirkungen haben.

Ansonsten steht wenig zur Verfügung: "Atovaquon/Proguanil ist in der Schwangerschaft, Doxycyclin zusätzlich auch in der Stillzeit kontraindiziert", so Flörchinger. Und auch die Ausweichoption einer Standby-Medikation bietet sich nicht wirklich an, weil der "Klassiker" Arthemeter/Lumefantrin zumindest im 1. Trimester nur in lebensbedrohlichen Situationen gegeben werden sollte.

Flörchingers Fazit: "Schwangere und Kleinkinder sollten möglichst nicht in Malariagebiete reisen. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, muss die Expositionsprophylaxe besonders sorgsam erfolgen."

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