Bei Brustkrebs

Schwangerschaft verschlechtert Prognose nicht

Erkrankt eine Frau während oder rund um eine Schwangerschaft an Brustkrebs, scheint das ihre Überlebenschancen nicht zu verschlechtern. Weitaus mehr Gewicht hat wohl das Alter der Frau zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose.

Von Dr. Dagmar Kraus Veröffentlicht:
Wie stehen die Chancen, wenn Frauen sich trotz Brustkrebs noch ein Kind wünschen?

Wie stehen die Chancen, wenn Frauen sich trotz Brustkrebs noch ein Kind wünschen?

© Photographee.eu / Fotolia

Toronto. Erkranken Frauen in jungen Jahren an Brustkrebs, spielt auch das Thema Kinderwunsch eine Rolle, entweder weil die Frauen zum Zeitpunkt der Diagnose gerade schwanger sind, kürzlich entbunden haben oder weil die Kinderplanung noch nicht abgeschlossen ist. Neben der Angst um das Ungeborene steht dabei auch die entscheidende Frage im Raum, ob mit einer Schwangerschaft die Überlebenschancen der Frauen sinken.

Weitgehend Entwarnung geben nun Onkologen aus Kanada. Javaid Iqbal vom Women´s College Hospital der Universität in Toronto und Kollegen haben in einer retrospektiven bevölkerungsbezogenen Kohortenstudie die Gesamtüberlebensraten schwangerer sowie nichtschwangerer Brustkrebspatientinnen berechnet und keinen Unterschied nachweisen können (JAMA Oncol 2017; 3(5): 659-665). Die Berechnungen beruhen auf Daten des Krebs-, Geburts- und Sterberegisters der kanadischen Provinz Ontario.

Daten von 7553 Frauen

Berücksichtigt haben die Onkologen 7553 Frauen, die zwischen Januar 2003 und Dezember 2014 an Brustkrebs erkrankt sind und zum Zeitpunkt der Diagnose zwischen 20 und 45 Jahre alt waren. Die Probandinnen wurden vier Gruppen zugeteilt: Die erste Gruppe bestand aus nichtschwangeren Frauen (n = 5832), bei denen weder fünf Jahre vor noch fünf Jahre nach der Diagnose eine Schwangerschaft eingetreten war. In die zweite Gruppe kamen Frauen (n = 1108), die fünf bis ein Jahr vor ihrer Brustkrebsdiagnose schwanger gewesen waren. Die dritte Gruppe stellten Frauen mit schwangerschaftsassoziiertem Krebs (n = 501), das heißt die Schwangerschaft war 11 Monate vor bis 21 Monate nach der Diagnose eingetreten. Die vierte Gruppe schließlich bildeten 112 Frauen, die 22 bis 60 Monate nach der Brustkrebsdiagnose schwanger wurden. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 5,2 Jahre (0-11,2 Jahre).

Während der Schwangerschaft diagnostizierte Tumoren waren im Vergleich zu Tumoren der ersten Gruppe häufiger fortgeschritten, also im Stadium II bis IV (77,8 vs. 71,5 Prozent) und nodal positiv (52,1 vs. 47,7 Prozent). Ebenfalls häufiger waren sie ER-negativ (36,5 vs. 23,2 Prozent) und triple-negativ (27,3 vs. 16,8 Prozent).

5-Jahres-Überlebensrate

Fünf Jahre nach der Diagnose lebten noch 82,1 Prozent der Frauen mit einem schwangerschaftsassoziierten Mammakarzinom. Von den nichtschwangeren Patientinnen waren es noch 87,5 Prozent sowie 85,3 Prozent der Frauen, die zwischen fünf und einem Jahr vor der Diagnose schwanger gewesen waren. 96,7 Prozent betrug die 5-Jahres-Überlebensrate bei Frauen aus, die sich erst nach der Diagnose für ein Kind entschieden und mindestens sechs Monate abgewartet hatten.

Das Sterberisiko von Frauen mit einer Schwangerschaft vor der Erkrankung und das von Nichtschwangeren unterschied sich nicht, weder in der multivariaten noch in der altersadjustierten Analyse. Im Vergleich etwas höher, aber statistisch nicht signifikant, fiel es beim schwangerschaftsassoziierten Brustkrebs aus, sowohl bei der altersadjustierten als auch bei der multivariaten Analyse.

Eine Schwangerschaft wirkt sich nicht nachteilig auf die Überlebenschancen von Brustkrebspatientinnen aus, lautet das Resümee der kanadischen Onkologen. Zwar sei das altersadjustierte 5-Jahresüberleben für Frauen mit schwangerschaftsassoziiertem Brustkrebs marginal schlechter ausgefallen als bei nichtschwangeren Patientinnen, doch für die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patientinnen sei, so die Autoren, weniger die Schwangerschaft als vielmehr das Alter der Patientin zum Zeitpunkt der Diagnose ausschlaggebend.

"Denn das altersadjustierte Sterberisiko war bei jungen Patientinnen mit schwangerschaftsassoziiertem Brustkrebs besonders hoch." In der Gruppe der unter 30-Jährigen lag es bei 1,93, bei den 30- bis 34-Jährigen bei 1,75. Das änderte sich auch nicht nach Berücksichtigung weiterer relevanter Faktoren. Frauen, die nach der Brustkrebsdiagnose noch ein Kind bekommen möchten, raten die kanadischen Onkologen, mit der Schwangerschaft mindestens sechs Monate zu warten, denn dann war das Sterberisiko am geringsten.

  • So hoch ist das Sterberisiko je nach Alter bei Diagnose

  • Bei unter 30-jährigen Frauen mit schwangerschaftsassoziiertem Brustkrebs (Schwangerschaftsbeginn 11 Monate vor bis 21 Monate nach der Diagnose) lag das Sterberisiko bei 1,93.
  • Bei den 30- bis 34-Jährigen lag das Sterberisiko bei 1,75.
  • Das änderte sich auch nicht nach Berücksichtigung weiterer relevanter Faktoren.
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