Schweinegrippe: Zahl der Neuerkrankungen ist rückläufig

Nehmen Schweinegrippe-Erkrankungen derzeit ab oder liegt das nur am Meldeverhalten? Diese Frage hat eine Leserin in unserem Internet-Forum gestellt.

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Eine Leserin fragt: Ist eigentlich sichergestellt, dass die Gesundheitsämter die aktuellen Zahlen neu Erkrankter zeitnah weiterleiten? Ich habe den Verdacht, dass mal sofort und mal kumuliert nach ein paar Tagen gemeldet wird und diese Schwankungen erklären könnte.

Dr. Jan Leidel: Nach dem Infektionsschutzgesetz müssen die Gesundheitsämter die Meldungen wöchentlich zusammenführen und spätestens am dritten Arbeitstag der folgenden Woche weiterleiten. Tatsächlich erfolgt der Datentransfer sehr viel kontinuierlicher, und das RKI kann zwischen Meldedatum und Übermittlungsdatum unterscheiden. Jedenfalls halte ich es für äußerst unwahrscheinlich, dass es bei den 405 Gesundheitsämtern in Deutschland zu einer systematischen und abgestimmten Verzögerung von Meldungen kommen kann, und nur die würde sich derart auswirken können.

Die Meldezahlen gehen offenkundig tatsächlich zurück, was derzeit unter anderem daran liegt, dass die Zahl von infizierten Reiserückkehrern (etwa aus Spanien) abnimmt. Entsprechend nimmt die Zahl der autochthonen Infektionen relativ zu. Auch ein verändertes Meldeverhalten der behandelnden Kolleginnen und Kollegen mag eine Rolle spielen. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass die Neuerkrankungen auch tatsächlich derzeit rückläufig sind. Das müsste sich auch in den von der "Ärzte Zeitung" (print und online) publizierten Zahlen widerspiegeln.

Die Prognose, dass die Zahlen auch wieder ansteigen werden, beruht auch darauf, dass Influenzaviren in warmen Sommermonaten denkbar ungünstige Verbreitungsbedingungen haben. Dass ein Influenzavirus sich überhaupt im Sommer auf der Nordhalbkugel ausbreiten konnte, spricht für die typischen pandemischen Eigenschaften dieser Virusvariante. Mit Sinken der Temperatuten wird in der Zeit, in der auch die saisonale Influenza auftreten kann, wahrscheinlich eine Zunahme der Infektionen durch das neue H1N1-Virus zu beobachten sein. Sicher ist das aber natürlich keineswegs.

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