Neue Empfehlung von Kardiologen

Sind Light-Getränke nützlich oder schädlich fürs Herz?

Light-Getränke sind längst in Verruf gekommen, dick zu machen und Diabetes zu fördern. US-Experten nehmen Stellung dazu, ob zuckerhaltige Getränke oder die Light-Alternativen besser für die Herzgesundheit sind – und differenzieren zwischen verschiedenen Gruppen.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:
Insbesondere an heißen Tagen eine Wonne: Eine Cola. Doch sollte es die lieber Light-Variante sein?

Insbesondere an heißen Tagen eine Wonne: Eine Cola. Doch sollte es die lieber Light-Variante sein?

© iamchamp / stock.adobe.com

DALLAS. An heißen Tagen wie diesen dursten vielen Menschen nach einem kühlen Softgetränk. Viele greifen zur kalorienarmen Variante in dem Glauben, davon nicht zuzunehmen. Immer mehr Studien suggerieren aber genau das Gegenteil.

Die US-amerikanische Kardiologie-Gesellschaft AHA sah sich deshalb dazu veranlasst, ein Statement zu veröffentlichen. Darin beurteilt ein Expertenpanel um Professor Rachel Johnson die aktuelle Evidenz zur kardiometabolischen Wirkung kalorienarmer Süßgetränke und spricht entsprechende Empfehlungen aus (Circulation 2018; online 30. Juli).

Evidenz mangelhaft

Zu einem endgültigen Urteil können sich die Experten darin allerdings nicht durchringen. Es gebe ein Mangel an Evidenz. Dieser bedeute aber nicht, dass die Getränke nicht wirksam seien, aber auch nicht, dass sie wirksam seien, heißt es in dem Dokument.

Ganz klar ist, dass Wasser immer die bessere Alternative darstellt. Doch was ist mit Menschen, denen es schwer fällt, auf gesüßte Getränke zu verzichten? In solchen Fällen stehen die US-Experten den Light-Getränken eher positiv gegenüber.

"Kalorienarme Süßgetränke könnten eine sinnvolle Strategie darstellen, den Konsum von zuckerhaltigen Getränken einzuschränken", heißt es in dem Dokument. Generell empfehlen sie aber, den Menschen Alternativen aufzuzeigen, also Wasser, entweder klar, mit Kohlensäure oder ungesüßten Aromen versetzt.

Strengere Vorgaben bei Kindern

Bei Kindern ist das AHA-Expertenpanel deutlich strikter: "Bei Kindern ist es sinnvoll, von einem regelmäßigen Konsum kalorienarmer Süßgetränke abzuraten." Wobei sie dieser Empfehlung hinzufügen, dass bei Kindern mit Diabetes, die sich ausgewogen ernähren und deren Blutzucker engmaschig kontrolliert wird, Blutzuckerentgleisungen womöglich vermeidbar sind, wenn diese statt zuckerhaltiger Softdrinks Light-Getränke trinken (nur wenn nicht anders möglich, denn Wasser ist die beste Lösung).

Unter den Begriff kalorienarme Süßgetränke verstehen die US-Experten alle Getränke, die statt Zucker Süßstoffe (Saccharin, Aspartam, Acesulfam, Sucralose, Neotam und Advantam) oder die natürlichen Süßstoffe Stevia und Luo Han Guo (Siraitia grosvenorii) enthalten.

Beobachtungsstudien ließen den Verdacht aufkommen, dass mit solchen Süßstoffen versetzte Getränke eher zu einer Gewichtszunahme führen, also den Gewichtsverlust zu erleichtern.

So wird argumentiert, dass Menschen aufgrund des Einsparens an Kalorien an anderer Stelle mehr zu sich nehmen, sodass die letztliche Energiebilanz höher ausfällt, als wenn man zuckerhaltige Getränke konsumiert. Ein anderes Argument ist, dass Menschen durch den Konsum solcher Getränke an die Süße gewöhnt werden.

Potenzielles Risiko für Diabetes

Des Weiteren stehen die Getränke in Verruf, die Entwicklung eines Diabetes Typ 2 und kardiovaskuläre Erkrankungen zu fördern, ebenso wie Schlaganfälle und Demenz. Das AHA-Expertenpanel warnt allerdings vor voreiligen Schlüssen, da diese Studien Limitationen hätten.

So ist anzunehmen, dass Menschen, die zur Gewichtszunahme neigen, eher zu Light-Produkten greifen und deshalb dicker sind (reverse Kausalität). Der Konsum solcher Getränke könnte generell Ausdruck eines ungesunden Lebensstils sein, die Kausalität der zu beobachtenden Assoziationen ist also fraglich.

Randomisierte Studien wiederum suggerieren, dass der Konsum von Light-Getränken als Alternative zur zuckerhaltigen Softdrinks bei der Gewichtskontrolle helfen könnte, zumindest kurzfristig. Aber auch hier ist Vorsicht angebracht. Denn es gibt nur wenige Studien mit kurzer Dauer und geringer Teilnehmerzahl. Randomisierte Studien zu den kardiovaskulären Langzeitfolgen eines regelmäßigen Konsums solcher Getränke fehlen.

Für Fruktose-haltige Getränke hat sich in Bildgebungsstudien wiederum andeutet, dass sie bei regelmäßigem übermäßigen Konsum die de-Novo-Lipogenese ankurbeln, Dyslipidämien und viszerale Adipositas begünstigen und darüber hinaus die Insulinspiegel in die Höhe treiben könnten.

Summa summarum ist also noch mehr Forschungsarbeit auf diesem Gebiet notwendig, um endgültige Schlüsse ziehen zu können. Bis dahin gilt: Am besten Wasser trinken, und wer Lust hat auf einen Softdrink und auf sein Gewicht achten muss, sollte vielleicht den Light-Produkten den Vorzug zu geben.

Weitere Infos zur Kardiologie auf www.springermedizin.de

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