Skalpell für große Kröpfe und unklare Knoten

WIESBADEN (hbr). Etwa 100 000 Schilddrüsen-Operationen werden pro Jahr in Deutschland gemacht. Wann muß operiert werden, wann kann die Operation minimal-invasiv erfolgen und wann muß die ganze Schilddrüse raus?

Veröffentlicht:

Indiziert ist eine Operation etwa bei euthyreoter Knotenstruma, bei Malignomverdacht oder klarer Malignität und bei Knoten, deren Dignität trotz einer Punktion unklar bleibt.

Und natürlich, wenn Speise- oder Luftröhre komprimiert sind, so Professor Dietmar Simon vom Evangelischen Krankenhaus Bethesda in Duisburg. Aber auch bei subjektiven Beschwerden wie Globusgefühl, kalte Knoten ohne Malignitätsverdacht, Struma-Wachstum oder mediastinaler Ausdehnung einer Struma kann eine Operation indiziert sein.

Bei blanden Knoten wird eine gründliche Entfernung, möglichst mit Erhalt der Schilddrüsenfunktion, angestrebt. Bei kalten Knoten und Malignomverdacht wird der betroffene Schilddrüsenlappen komplett entfernt und dann eine Schnellschnitt-Untersuchung gemacht.

Bestätigt sich dabei der Karzinom-Verdacht, erfolgt fast immer die Thyreoid-Ektomie. Ausnahmen sind Mikrokarzinome und papilläre Karzinome mit einem Durchmesser von weniger als einem Zentimeter. Bei ihnen gilt die Entfernung des betroffenen Lappens als ausreichend.

Jedes zweite Schilddrüsen-Karzinom wird erst nach der Operation entdeckt, so Simon bei dem von Merck Pharma unterstützten Wiesbadener Schilddrüsen-Symposium. Die Gründe: Bei Schnellschnitt-Untersuchungen kann nicht das ganze entnommene Schilddrüsen-Gewebe systematisch untersucht werden. Und nicht überall können Schnellschnitt-Untersuchungen gemacht werden. Das Problem bei einem Zweiteingriff: Das Risiko zum Beispiel für eine Rekurrenzparese steigt.

Ein minimal-invasiver, videogestützter Eingriff kommt vor allem bei einseitigen Befunden in Betracht. Er hinterläßt nur etwa 2 cm lange Narben. Die Knoten sollten aber nicht größer als 3 cm, das Lappenvolumen nicht größer als 20 ml sein.

Meistens erfolgt der Eingriff über einen Schnitt in der Fossa jugularis. Manche Ärzte operieren aber auch von der Achselhöhle aus oder von einem kleinen Einschnitt an einer Mamille.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Wenn die Schilddrüse zum Chamäleon wird

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH

Überbehandlung vermeiden

Deprescribing von Schilddrüsenhormonen: Allgemeinmediziner gibt Tipps

Überbehandlung mit Folgen

Schilddrüsenhormone: Zu viel L-Thyroxin bringt Knochen in Gefahr

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Drei alltagstaugliche Techniken

Schlagfertiger werden: Tipps für das Praxisteam

„Ich mag es, wenn viel los ist“

Ärztin, Mutter, Forscherin: Diana Ernst tanzt gerne auf vielen Hochzeiten

Lesetipps
Ein Vater und seine Tochter sitzen am Steg eines Badesees

© Patrick Pleul/dpa

Epidemiologisches Bulletin

Steigende Temperaturen sorgen für Ausbreitung von Vibrionenarten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Kein Weg zurück? Für die Atemwegsobstruktion bei COPD gilt dies seit einiger Zeit – laut GOLD-COPD-Definition – nicht mehr.

© Oliver Boehmer / bluedesign / stock.adobe.com

Lungenerkrankung

COPD: Irreversibilität nicht akzeptiert!