Hintergrund

So leben viele Frauen nach Brustkrebs-Op

Regelmäßige Befragungen der Patientinnen des Brustzentrums Herzogtum Lauenburg bringen teilweise erstaunliche Ergebnisse: Für viele Frauen ist die Nähe zum Wohnort das entscheidende Kriterium bei der Auswahl des Brustzentrums, nicht die Empfehlung ihres Arztes.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Brustkrebspatientinnen leben nach der OP insgesamt mit einer optimistischen Einstellung.

Brustkrebspatientinnen leben nach der OP insgesamt mit einer optimistischen Einstellung.

© fux / fotolia.com

Brustkrebspatientinnen werden mit zunehmendem Abstand zum Eingriff etwas kritischer, bleiben aber insgesamt sehr positiv und leben mit einer optimistischen Einstellung.

Dies zeigen Daten des Brustzentrums Herzogtum Lauenburg (BzHzgtL), das seine Patientinnen regelmäßig auch nach der Entlassung befragt.

Die poststationären Erhebungen finden sechs Monate, ein Jahr und drei Jahre nach der Entlassung statt.

Dafür verschickt das Zentrum per Post einen zehnseitigen Erhebungsbogen an alle an Brustkrebs erkrankten Patientinnen, die sich in einem der drei zum Brustzentrum zählenden Standorte einer Operation unterzogen haben.

Lauenburg geht damit über die auch an zertifizierte Zentren gestellten Anforderungen hinaus.

Sektorübergreifende Verbesserungen in der Nachsorge

Aus gutem Grund - denn das Zentrum erhält aus den Ergebnissen unter anderem Hinweise, wie es sektorübergreifend Verbesserungen in der Nachsorge erreichen und die Zusammenarbeit mit den anderen Leistungserbringern verbessern kann.

Brustzentrum Herzogtum Lauenburg

Das Brustzentrum Herzogtum Lauenburg (BzHzgtL) arbeitet östlich von Hamburg an drei Standorten: Am Johanniter-Krankenhaus in Geesthacht, am DRK-Krankenhaus Mölln-Ratzeburg und am Krankenhaus St. Adolf Stift in Reinbek.

Alle drei Standorte arbeiten mit niedergelassenen Ärzten im Kreis eng zusammen und erreichen damit für die Patientinnen kurze Wege. Das BHzgtL ist eines von acht Brustkrebszentren in Schleswig-Holstein.

Mit Ausnahme der Zentren in Lübeck und Flensburg verfügen alle über mehrere Standorte.

Mit den poststationären Befragungen begann das Zentrum mit einem Pretest im Jahr 2006, seitdem wurden die Befragungen kontinuierlich vorgenommen und ausgebaut. Von den jährlich rund 200 behandelten Patientinnen beteiligen sich laut BzHgtL rund Zweidrittel an den schriftlichen Befragungen.

Die Befragungen liefern auch Aufschlüsse über die Beweggründe der Patientinnen, sich für die Einrichtung zu entscheiden. Früher stand hier stets die Empfehlung durch den Arzt an erster Stelle. Über 20 Prozent geben seit 2007 regelmäßig diesen Entscheidungsgrund an.

Immer wichtiger wird aber offenbar die Wohnortnähe. 2007 lag dieser Grund noch hinter dem guten Ruf des Chefarztes nur an dritter Stelle, inzwischen spielt er für die Patienten die wichtigste Rolle. Im Zeitablauf ist zu erkennen, dass die drei genannten Gründe deutlich wichtiger sind als etwa Hinweise in der Presse, Broschüren oder Empfehlungen von Verwandten und Freunden.

Interessant ist auch die Einschätzung der Patienten über ihr aktuelles Befinden. Der Anteil der Patientinnen, die sich noch sehr krank fühlen, beträgt sechs Monate nach der Entlassung 4,9 Prozent und bleibt auch im Zeitablauf unter fünf Prozent. Ein Jahr nach der Entlassung liegt dieser Wert bei 4,6 Prozent, nach drei Jahren bei 3,3 Prozent.

Ganz gesund oder beschwerdefrei fühlen sich sechs Monate nach der Entlassung rund 43 Prozent, drei Jahre nach der Entlassung bereits knapp über 50 Prozent.

Bei 60 Prozent hat sich Gesundheitszustand nach einem Jahr gebessert

Den größten Sprung nach vorn aber machen Brustkrebspatientinnen offenbar im ersten Jahr nach der Entlassung. 60 Prozent der Patientinnen gaben nach einem Jahr an, dass sich ihr Gesundheitszustand in den zurückliegenden Monaten verbessert habe.

Drei Jahre nach der Entlassung kam nur rund ein Drittel der Patientinnen zur gleichen Einschätzung. Aber fast 57 Prozent schätzte zu diesem Zeitpunkt ihren Gesundheitszustand als unverändert gegenüber den zurückliegenden zwölf Monaten ein.

"Es darf also vermutet werden, dass die positiven Veränderungen des Gesundheitszustandes größtenteils bereits nach einem Jahr erzielt worden sind", heißt es im Bericht des Brustzentrums zu den Patientenbefragungen.

Weitere Ergebnisse:

  • Die von den Patientinnen geforderte Eigenverantwortung wird auch Jahre nach dem Eingriff ernst genommen. Sechs Monate nach der Entlassung nehmen fast 98 Prozent der Patientinnen an Nachsorgeuntersuchungen teil, drei Jahre nach der Entlassung 100 Prozent.
  • Trotz der insgesamt positiven Einstellung sind die Patientinnen nicht unbeschwert. Fast ein Viertel gab drei Jahre nach der Entlassung an, Angst vor einem neuen Befund zu haben. Ein Jahr nach der Entlassung nannten nur 14 Prozent diese Angst, nach sechs Monaten 26 Prozent.
  • Die Zufriedenheit mit dem für die Nachsorge verantwortlichen Arzt ist hoch. Ein Jahr nach der Entlassung sind die Patientinnen offenbar am kritischsten. Zu diesem Zeitpunkt sind 87 Prozent - und damit zehn Prozentpunkte weniger als zu den anderen gemessenen Zeitpunkten - zufrieden. Insgesamt werden die Ärzte aber sehr gewissenhaft und kompetent empfunden, sie hören zu und geben den Patientinnen die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Optimierungsmöglichkeiten gibt es vor allem bei drei Aspekten: Zum Teil empfinden Patientinnen die mit der Nachsorge betrauten Ärzte als übervorsichtig. Andere verunsichern oder ängstigen Patientinnen mit ihren Aussagen. Die Möglichkeit, auch über seelische Probleme und Gefühle sprechen zu können, erkennen offenbar nicht alle Patientinnen bei den behandelnden Ärzten.

Insgesamt aber sehen rund Zweidrittel der Patientinnen zu allen Befragungszeitpunkten ihrer Zukunft positiv entgegen. Ängstlich oder niedergeschlagen äußerten sich lediglich zwischen drei und sechs Prozent der Patientinnen.

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