Spondyloarthritis: Diagnose auch ohne Röntgen

Die meisten Spondyloarthritis-Patienten wenden sich mit Rückenbeschwerden zunächst an den Hausarzt. Deshalb ist es gerade für die Allgemeinmediziner wichtig, die neuen Diagnosekriterien für die Spondyloarthritis zu kennen.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:

BERLIN. Voraussetzung für die definitive Diagnose einer Spondyloarthritis waren jahrzehntelang Veränderungen an der Wirbelsäule im konventionellen Röntgen.

Das hat sich geändert. Doch das Wissen darüber ist noch nicht sehr verbreitet.

Gerade für Hausärzte sei es wichtig, die neuen Diagnosekriterien für die Spondyloarthritis zu kennen, betonte Professor Robert Landewé vom Uniklinikum Maastricht in den Niederlanden bei der Tagung der europäischen Rheumaliga in Berlin.

Denn die große Mehrheit der Spondyloarthritis-Patienten wendet sich mit Rückenbeschwerden zunächst an den Hausarzt.

Die von der American Society of Ankylosing Spondylitis (ASAS) definierten neuen Kriterien tragen der Tatsache Rechnung, dass viele Jahre vergehen können, bevor bei einer Spondyloarthritis knöcherne Veränderungen im konventionellen Röntgen nachweisbar sind.

Deswegen wird eine im Kernspin erkennbare Entzündungsaktivität im Bereich der Sakroiliakalgelenke jetzt genauso behandelt wie Veränderungen im Röntgenbild.

Diagnose ohne Bildgebung bei Genmutation

Ist die Bildgebung auffällig, genügt ein weiteres Kriterium für die Spondyloarthritis, um die Diagnose zu stellen.

Zu diesen Kriterien gehören entzündlicher Rückenschmerz, ein gutes Ansprechen auf NSAR, ein erhöhtes CRP, eine Daktylitis, eine positive Familienanamnese, der Nachweis von HLA B27, eine Enthesitis, eine Uveitis oder bestimmte Begleiterkrankungen wie Psoriasis oder eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung.

Ein Problem im klinischen Alltag sei allerdings, dass die Sakroiliitis im MRT etwas zu leichtfertig diagnostiziert werde, so Landewé. Zu fordern sei ein eindeutiges subchondrales Ödem.

Entzündliche Veränderungen im Sehnen- und Bandapparat des Sakroiliakalgelenks könnten bei einer Sakroiliitis zwar auftreten, reichten aber alleine nicht aus, um die Diagnose zu stellen.

Ganz ohne Bildgebung ist die Diagnose einer Spondyloarthritis dann erlaubt, wenn HLA-B27 als genetisch prädisponierender Faktor nachgewiesen wird und mindestens zwei der genannten Spondyloarthritis-Kriterien vorliegen.

Ohne sonstige Kriterien sagt der HLA-B27-Status dagegen nicht viel aus: "Weniger als 5 Prozent der HLA-B27-Träger entwickeln tatsächlich eine Spondyloarthritis", so Landewé.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Retrospektive Analyse

Knie-TEP: Bei wem ist das Risiko für Instabilität erhöht?

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

10 Fragen, 10 Antworten

Ausgeschlafen trotz Schichtdienst: Wie das klappen kann

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Lesetipps
Umrisse mehrere Menschen in bunten Farben.

© Pandagolik / stock.adobe.com

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an