Trotz CED - grünes Licht für Schwangerschaft

Bei Betroffenen mit M. Crohn und C. ulcerosa stellt eine Schwangerschaft besondere Anforderungen an die Therapie. Mesalazin etwa gilt dabei als unproblematisch.

Christina OttVon Christina Ott Veröffentlicht:
Das Wachstum des Fötus sollte unter Therapie besonders genau kontrolliert werden.

Das Wachstum des Fötus sollte unter Therapie besonders genau kontrolliert werden.

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NEU-ISENBURG. Eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) tritt gehäuft in einer Lebensphase auf, in der das Thema Familienplanung eine zentrale Rolle einnimmt. Häufig besteht bei den Betroffenen Aufklärungsbedarf, wie sich die Schwangerschaft auf die Erkrankung auswirken kann. Außerdem sind sie sich unsicher, welche Folgen die Krankheit, die Medikamente oder eine Operation für die Schwangerschaft haben können. Eine vorausschauende Planung könne das Risiko hier aber minimieren, sagen die Autoren der zertifizierten Fortbildung "Risiken in der Schwangerschaft nicht wesentlich erhöht" (Gastro-News 2010; 2: 28). Dann bestehe bei Frauen in der Schwangerschaft kein wesentlich erhöhtes Risiko im Vergleich zur Normalbevölkerung, so Professor Karl-Uwe Petersen aus Aachen sowie Dr. Stefanie Howaldt und Dr. Niels Laschinsky aus Hamburg.

Auf jeden Fall stelle eine Schwangerschaft besondere Anforderungen an die Arzneimitteltherapie, so die Autoren weiter. Eine gute Orientierung zum Thema Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit bietet die Website http://www.embryotox.de/wirkstoffe.html.

Aminosalicylate Die bei CED am häufigsten zur Remissionseinleitung/-erhaltung eingesetzten Substanzen sind 5-Aminosalizylate. Bei gängigen therapeutischen Dosen kann die Anwendung von Mesalazinen während der Schwangerschaft als sicher angesehen werden. Besonders wichtig ist hier die ohnehin empfohlene Einnahme von Folsäure, da zumindest Sulfasalazin die Resorption von Folsäure beeinträchtigt. In diesem Fall ist eine Substitution mit etwa 2 mg pro Tag angeraten

Azathioprin / 6-Mercaptopurin In retrospektiven Studien mit Patienten unter Azathioprin- oder 6-Mercaptopurin- (6-MP) Therapie wurde keine erhöhte Inzidenz von Schwangerschaftskomplikationen beobachtet. Ist eine Immunsuppression zur Remissionserhaltung notwendig, so überwiegt offenbar der Nutzen die potenziellen Risiken und eine (Fortführung der) Therapie mit Azathioprin / 6-MP ist auch während der Schwangerschaft zu empfehlen. Das Wachstum des Fötus sollte sonografisch kontrolliert werden.

Glukokortikoide Die Gesamtfehlbildungsrate ist nicht erhöht. Bei länger andauernder, höher dosierter Behandlung (z. B. über acht Wochen) empfiehlt es sich, das fötale Wachstum sonografisch zu überwachen. Eine mögliche Insuffizienz der Nebennierenrinde des Neugeborenen muss bei einer längeren Therapie bis zur Geburt bedacht und es sollte entsprechend therapiert werden. Dessen ungeachtet sollte bei einem Schub bei entsprechender Indikation zügig mit Glukokortikoiden behandelt werden. Denn: Ein Aufflammen der Erkrankung ist für den Feten und die Mutter ein weit größeres Risiko.

Die orale oder lokale Applikation von Budesonid gilt als unbedenklich.

Methotrexat (MTX) Die Einnahme während der Schwangerschaft ist kontraindiziert. Es wird empfohlen, MTX drei Monate vor einer geplanten Schwangerschaft abzusetzen - gleiches gilt für Männer vor einer möglichen Zeugung.

TNFa-Antikörper Bei korrekter - kritischer - Indikationsstellung sind Gravidität und Stillzeit kein Hindernis für die Anwendung von TNFa-Antikörpern. Komplikationen sind nicht bekannt, jedoch ist die Erfahrung noch limitiert. Es wird zu einer sonografischen Überwachung der embryofetalen Entwicklung geraten. Sowohl das seit 1999 für M. Crohn und seit 2006 für C. ulcerosa zugelassene Infliximab, als auch das seit 2007 für M. Crohn zugelassene Adalimumab werden jedoch als sicher in Schwangerschaft und Stillzeit eingestuft.

Ciclosporin Das Reservetherapeutikum bei Colitis ulcerosa ist schwersten Formen oder anders nicht therapierbaren Patienten vorbehalten. Die Anwendung in der Schwangerschaft ist unproblematisch, so die Erfahrung bei anderen Indikationen.

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