Krebsangst

US-Ärzte für genetische Beratung am Telefon

Eine telefonische genetische Beratung von Frauen mit erhöhtem Brust- und Ovarial-Ca-Risiko ist möglicherweise so effektiv wie die Beratung in einer Klinik.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Die telefonische Beratung war in keinem der primären Endpunkte der Studie einer Beratung in der Klinik unterlegen.

Die telefonische Beratung war in keinem der primären Endpunkte der Studie einer Beratung in der Klinik unterlegen.

© Picture-Factory / fotolia.com

WASHINGTON. Wie ist die Qualität von genetischer Beratung am Telefon? In den USA werden solche Besprechungen immer häufiger angeboten, vor allem von Unternehmen, die genetische Tests im Internet anbieten (DTC-Test, direct to consumer test).

Vielen US-Ärzten in Kliniken und Praxen fehlt zudem die Zeit für die Beratungen, so Dr. Marc D. Schwartz vom Medizinischen Zentrum der Georgetown University in Washington DC. Der Forscher und seine Kollegen haben daher solche Telefonangebote untersucht.

An der randomisierten Studie nahmen fast 700 Frauen in vier Kliniken an der US-Ostküste teil (J Clin Oncol 2014; online 21. Januar).

Die Teilnehmerinnen waren 21 bis 85 Jahre alt und hatten ein mindestens zehnprozentiges Risiko, BRCA-1- oder BRCA-2-positiv zu sein. Im Mittel lag die Wahrscheinlichkeit für eine Mutation in den BRCA-Genen bei 25 Prozent. 65,3 Prozent der Teilnehmerinnen hatten ein Mamma- oder Ovarial-Ca.

334 Frauen ließen sich, wie meist üblich, in der Klinik von einem Humangenetiker beraten, 335 Frauen von demselben Experten am Telefon. Sie hatten zuvor für die Beratung erforderliches Anschauungsmaterial zur Genetik der Krebserkrankungen bekommen. Auch das Testergebnis wurde ihnen telefonisch mitgeteilt.

Beratung in der Klinik hat auch Vorteile

Primäre Endpunkte der Studie waren fünf Parameter: Wissen über die onkologischen und genetischen Zusammenhänge, Zufriedenheit mit der Beratung, Entscheidungskonflikte, Gefühle der Verzweiflung sowie Lebensqualität.

Die telefonische Beratung war dabei in keinem dieser Punkte einer Beratung in der Klinik unterlegen. Ein Drittel der Frauen, hatte allerdings die Beratung per Telefon im Vorfeld abgelehnt.

Und: Nur 84,2 Prozent der telefonisch beratenen Frauen ließen sich nach der Beratung auch testen, in der Vergleichsgruppe mit der Beratung in der Klinik dagegen 90,1 Prozent. Dies könnte daran liegen, dass direkt im Anschluss an die Klinik-Beratung DNA-Proben vor Ort abgegeben werden konnten.

Dieser Nachteil der Telefonberatung ließe sich künftig möglicherweise mit DNA-Heimtests umgehen, bei denen mit Wattestäbchen Proben der Mundschleimhaut entnommen werden.

Niedrigere Kosten

Nach Ansicht der Forscher sprechen die Daten für einen Ausbau der telefonischen Beratung.

Auch die Kosten, die im Vergleich zur Beratung in der Klinik 114 bis 321 US-Dollar niedriger seien (83 bis 234 Euro), seien ein Argument dafür. Bei einem anstehenden Test auf BRCA1 / 2-Mutationen ließen sich mit Telefon-Beratung auch mehr Frauen erreichen.

Auch die Präventions-Expertin Dr. Lisa Madlensky von der University of California in San Diego spricht sich in einem Kommentar dafür aus, die genetische Beratung per Telefon künftig mehr zu nutzen (JCO 2014; online 21. Januar).

Es sei Zeit, diese Telefongespräche als legitime und effektive Mittel zu begreifen, möglichst vielen Patienten mit Bedarf eine krebsgenetische Beratung anbieten zu können.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Bitte nicht per Telefon!

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Blase, Niere, Prostata

Konsum von Cannabis erhöht Risiko für urologischen Krebs

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!