Prävention

US-Bürger setzen auf Vitamine gegen Demenz

US-Bürger glauben laut einer Umfrage eher Werbebotschaften als Ärzten, wenn es um Demenzprävention geht.

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Ann Arbor. Psychiater haben im Rahmen einer größeren repräsentativen Gesundheitsumfrage der Universität von Michigan Menschen im Alter von 50 bis 64 Jahren unter anderem nach ihrem subjektiven Demenzrisiko gefragt (JAMA Neurol 2019, online 15. November). Konkret wurde ihnen die Frage gestellt: „Für wie wahrscheinlich halten Sie es, einmal an Demenz zu erkranken?“. Antwortoptionen waren „sehr“, „etwas“ und „kaum wahrscheinlich“. Die anderen Fragen zielten auf Präventionsstrategien. Die Teilnehmer sollten angeben, ob sie schon einmal mit einem Arzt über Demenzprävention gesprochen hatten. Außerdem wurden sie gefragt, ob sie Fischöl / Omega-3-Fettsäuren, Ginkgo oder Vitaminsupplemente einnehmen oder Kreuzworträtsel lösen und sich davon einen Effekt für ihr Gedächtnis versprechen.

Die Forscher um Dr. Donovan Maust und Mitarbeitern der Universität in Ann Arbor konnten Angaben und Antworten von 1019 Teilnehmern auswerten. Insgesamt hielten sich 4 Prozent für stark und 44 Prozent für etwas demenzgefährdet, über die Hälfte war überzeugt, nicht an Demenz zu erkranken. Die Demenzangst war bei Menschen mit schlechtem Gesundheitszustand stärker ausgeprägt als bei Gesunden, bei Frauen stärker als bei Männern und bei kaukasischen Befragten deutlicher als unter anderen Ethnien.

Wie sich zeigte, hatte sich nur jeder 20. Befragte (5,2 Prozent) schon einmal mit einem Arzt über Demenzprävention unterhalten. Immerhin lag dieser Anteil bei Teilnehmern mit einer gewissen Demenzfurcht höher als bei denen ohne (7,1 vs. 3,6 Prozent). Kaum Unterschiede gab es bei den vermeintlichen Präventionsstrategien unter Teilnehmern, die eine Demenzgefahr für sich vermuteten, und solchen, die nicht glaubten zu erkranken: Jeweils etwas über die Hälfte löste Kreuzworträtsel, 40 Prozent nahmen Vitaminpräparate, 31 Prozent setzten auf Fischöl und Omega-3-Fette. Die Forscher ziehen daraus drei wesentliche Schlüsse:

  • Menschen im mittleren Lebensalter schätzen ihr Demenzrisiko nicht korrekt ein. So hatten Afroamerikaner und Latinos die geringste Demenzangst, obwohl bei diesen Ethnien das Erkrankungsrisiko am höchsten ist. Menschen mit schlechter psychischer Gesundheit würden ihr Demenzrisiko dagegen oft überschätzen, solche mit schlechter körperlicher Gesundheit eher unterschätzen.
  • Ein Großteil setzt auf Präventionsstrategien wie Fischöl, Vitaminpräparate oder Kreuzworträtsel. Für diese gebe es aus Studien jedoch nicht ausreichend Belege, dass sie das Gedächtnis verbessern oder eine Demenz verzögern.
  • Ärzte spielen bei den Überlegungen zur Demenzprävention praktisch keine Rolle. Dabei könnten sie über das Management chronischer Krankheiten wie Diabetes, Hypertonie und KHK einiges zur Demenzprävention beitragen. (mut)
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