Plasmid als Waffe gegen Zika

US-Gesundheitsbehörde testet Impfstoff an Menschen

Die Suche nach einem Zika-Impfstoff geht voran: US-amerikanische Forscher testen drei Mittel erfolgreich an Rhesusaffen. Und selbst an Menschen starten erste Untersuchungen.

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Pestizide und Impfstoffe: So versuchen Forscher, Herr über Zika zu werden.

Pestizide und Impfstoffe: So versuchen Forscher, Herr über Zika zu werden.

© jarun011 / Fotolia

NEW YORK. Forscher machen auf der Suche nach einem Zika-Impfstoff entscheidende Fortschritte. Die US-Gesundheitsbehörde NIH testet ein Mittel an Menschen, mindestens 80 Freiwillige zwischen 18 und 35 Jahren sollen an der Studie teilnehmen, wie das NIH am Mittwoch (Ortszeit) mitteilte.

Die US-Pharmafirma Inovio hatte ebenfalls mit dem Test eines Zika-Impfstoffs an Menschen begonnen. Zudem erprobten US-Forscher drei experimentelle Zika-Impfstoffe erfolgreich an Rhesusaffen.

Gentechnisch verändertes Plasmid als Waffe gegen Zika

Bei den NIH-Tests geht es nach Angaben der Behörde darum, die Sicherheit und Funktionsfähigkeit des Impfstoffs zu untersuchen. Er enthält ein Plasmid, also ein winziges, ringförmiges DNA-Stück. Dies ist gentechnisch verändert und enthält Gene für bestimmte Proteine des Zika-Virus.

Bekommt jemand das Plasmid in den Armmuskel gespritzt, so können die Körperzellen die Informationen darauf lesen und Viren-Proteine bilden, die aber als ungefährlich gelten.

Der Organismus reagiert trotzdem darauf und schaltet seine Immunantwort an. Er ist nun vorgewarnt: Bei einer tatsächlichen Zika-Infektion kann er effektiv reagieren und ist somit vor dem Virus geschützt.

"Ermutigende Ergebnisse"

"Die Ergebnisse von Tierversuchen waren sehr ermutigend", sagte der Direktor des US-amerikanischen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID), Anthony Fauci. Allerdings werde es noch eine Weile dauern, bis ein Zika-Impfstoff auf den Markt kommt.

New Yorks Staatsanwalt Eric Schneiderman untersagte unterdessen sieben Unternehmen, Produkte zu vermarkten, die angeblich gegen das Virus schützen oder vorbeugen sollen. Diese Unternehmen verbreiteten irreführende Werbung und nutzten die Sorgen der Menschen aus, teilte Scheidermans Büro mit.

Fast zeitgleich mit der NIHAnkündigung veröffentlichten US-amerikanische Forscher im Fachmagazin "Science" (Science 2016, online 4. August) Ergebnisse von Affentests zu drei Zika-Impfstoffen.

Bei allen drei Ansätzen wurden die Affen gegen die zwei in der Studie genutzten Zika-Stämme immun, schreibt das Team um Dan Barouch von der Harvard Medical School in Boston und Nelson Michael vom Walter Reed Army Institute of Research (WRAIR) in Silver Spring.

Drei verschiedene Impfstrategien

Die drei Impfstoffe basieren auf drei verschiedenen Impfstrategien, die jeweils zur Bildung von Antikörpern im Körper führen sollen. Bei der ersten Strategie (PIV - purified inactivated virus) werden inaktivierte Zika-Viren gespritzt. Die ersten Versuche damit an Menschen – also Phase-1-Studien – sollen noch dieses Jahr starten, teilte das WRAIR mit.

Das zweite an Affen getestete Mittel funktioniert auf die gleiche Art wie der NIH-Impfstoff: Gene, die den Bauplan spezieller Virenproteine enthalten, sollen eine Immunreaktion auslösen.

Ähnlich ist auch der dritte getestete Stoff, nur dass die Gene in gentechnisch veränderten Adenoviren (RhAd52) in den Körper eingeschleust werden.

Barouch, Michael und Kollegen testeten den Impfstoff mit abgeschwächten Viren an 16 Rhesusaffen, von denen 8 die Kontrollgruppe bildeten. Die Gen-Impfstoffe wurden an insgesamt 12 Affen erprobt. Ergebnis: Alle geimpften Tiere waren zwei Wochen nach der Impfung gegen zwei Zika-Stämme aus Brasilien und Puerto Rico immunisiert.

Nach einer Zika-Infektion sei das Virus in Körpergeweben und -flüssigkeiten gar nicht oder nur in äußerst geringen Mengen nachweisbar gewesen. Zudem seien in keinem der Fälle erkennbare Nebenwirkungen aufgetreten.

"Willkommene Neuigkeiten"

Eberhard Hildt vom Paul-Ehrlich-Institut in Langen, der an der Arbeit nicht beteiligt war, spricht von einer "wichtigen Studie", die einen Fortschritt darstelle. "Science"-Redakteur Jon Cohen schrieb in einem Kommentar von "willkommenen Neuigkeiten", da die ersten Impfstudien am Menschen gerade beginnen.

Das US-Pharmaunternehmen Inovio begann nach eigenen Angaben bereits Ende Juli mit klinischen Tests. Weitere Unternehmen stehen laut Cohen in den Startlöchern. Vor wenigen Tagen warnten die Behörden im US-Bundesstaat Florida, dass dort Zika auch durch Mücken übertragen werde.

Zuvor waren die meisten Zika-Infizierten auf dem US-Festland Reiserückkehrer aus Zikagebieten.

New York: Schädlingsbekämpfungsmittel

In der New Yorker U-Bahn sollen nun Schädlingsbekämpfungsmittel helfen, die Zahl möglicher Brutgebiete für Mücken, die das Virus übertragen, zu verringern.

Die Larvazide enthaltenden Tabletten würden auch an Hausbesitzer verteilt, teilte New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo mit. Zudem sollen in einigen Teilen der Millionenmetropole von Lastwagen aus Pestizide versprüht werden, um die Ausbreitung der Mücken zu verhindern. (dpa)

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