Ultrafiltration reduziert Zahl und Dauer der Klinikaufenthalte

Fast einem halben Liter Wasser und Salz kann eine kleine Maschine über einen peripheren venösen Zugang aus dem Blut eines Menschen filtern, ohne gravierende Nebeneffekte hervorzurufen. Eine neue Therapiemöglichkeit für Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz. Eine, die im Vergleich zur Behandlung mit Diuretika Vorteile hat, wie die in Atlanta vorgestellte Studie UNLOAD ergeben hat.

Veröffentlicht:

Hagen Rudolph

Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz brauchen intravenös ein Diuretikum, um die starken Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe schnell loszuwerden. Das ist der bekannte Standard. Nach einer Studie, deren Ergebnisse erstmals in Atlanta vorgestellt worden sind, geht es aber sehr gut und sehr einfach auch mit einer Maschine, die Wasser und Salz aus dem Blut wäscht.

Die Maschine heißt AquadexTM FlexFlowTM, wird hergestellt von einem kleinen Unternehmen namens chf solutions® in Brooklyn Park im US-Staat Minnesota, kostet rund 19 000 US-Dollar, und das Ultrafiltrationssystem, nach dem sie arbeitet, ist vor zwei Jahren von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA freigegeben worden. Mit dem Gerät kann dem Körper pro Stunde knapp ein halber Liter Salzwasser entzogen werden, ohne daß das klinische negative Effekte auf die Nieren, den Herzschlag, den Blutdruck oder den Elektrolyt-Haushalt hat.

Die UNLOAD-Ergebnisse

Ergebnisse für die ersten 48 Stunden: Im Mittel 38 Prozent mehr Gewichtsverlust (5 vs. 3,1 kg) und 28 Prozent mehr Flüssigkeitsverlust (4,6 vs. 3,3 Liter) durch Ultrafiltration. Weniger vasoaktive Medikamente (3 vs. 13 Prozent). Alles statistisch signifikant. Kein Unterschied zwischen den Gruppen auf der Skala für die Atemnot.

Ergebnisse nach 90 Tagen: 43 Prozent weniger Klinikeinweisungen (18 vs. 32 Prozent), 63 Prozent weniger Kliniktage bei Rehospitalisierungen (1,4 vs. 3,8 Tage), 52 Prozent weniger ungeplante Arztbesuche (21 vs. 44 Prozent) in der Ultrafiltrations-Gruppe. Alles signifikant.

Die in Atlanta vorgestellte randomisierte, kontrollierte Studie heißt UNLOAD. Teilgenommen haben an über 20 Kliniken in den USA insgesamt 200 Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz. Sie wurden per Zufallsauswahl zwei Gruppen zugeteilt. In der einen Gruppe bekamen sie intravenös ein Diuretikum. In der anderen wurden sie über einen peripheren Venenzugang an das Aquapherese-Gerät angeschlossen.

Beantwortet werden sollten unter anderen diese Fragen: Wieviel Gewicht und wieviel Flüssigkeit verlieren die Patienten in den ersten 48 Stunden, wie sind die Veränderungen bei der Atemnot und wie hoch ist der Bedarf an vasoaktiven Substanzen. Außerdem sollte nach 90 Tagen kontrolliert werden: die Rate der erneuten Klinikeinweisungen, die Länge der Klinikaufenthalte und die Rate der nicht-geplanten Arztbesuche.

Vorteil der Ultrafiltration im Vergleich zur Diuretika-Therapie

Das Hauptergebnis: Der Nutzen bei den Patienten mit Ultrafiltrationsbehandlung war durchweg größer als bei den Patienten, die Diuretika bekamen. Mit der Aquapherese verloren die Patienten in den ersten 48 Stunden im Mittel fast zwei Kilogramm mehr Gewicht, fast anderthalb Liter mehr Flüssigkeit, und sie brauchten weniger vasoaktive Medikamente.

Die Bilanz nach 90 Tagen: 18 Prozent der Patienten, denen Salz und Wasser maschinell aus dem Blut gefiltert worden waren, hatten erneut in die Klinik gebracht werden müssen. Bei der Diuretika-Kontrollgruppe lag der Prozentsatz jedoch bei 32. Die Zahl der Tage in der Klinik waren mit Diuretika höher, ebenso die Zahl der ungeplanten Arztbesuche. Alle diese Unterschiede waren statistisch signifikant.

Nur bei der Atemnot gab es keinen signifikanten Vor- oder Nachteil in einer der beiden Gruppen.

Für Dr. Maria Rosa Costanzo vom Edward-Herzinsuffizienz-Zentrum in Naperville bei Chicago, die UNLOAD vorgestellt hat, ist nach diesen Ergebnissen die Ultrafiltration eine sehr gute Alternative zur gewohnten Diuretika-Therapie.

Da die Maschine nicht groß, leicht zu handhaben und die ganze Prozedur der Aquapherese hier relativ einfach ist, hält die UNLOAD-Leiterin es sogar für möglich, daß mit diesem System manche Patienten gar nicht mehr in die Klinik müssen. Auf jeden Fall aber, so Costanzo: "Hier ist ein wichtiger Durchbruch in der Behandlung von Patienten mit schweren Flüssigkeitsansammlungen. Wir sind nicht mehr nur auf eine einzige Therapie angewiesen."

Problem bei der neuen Therapie könnten allerdings die Kosten sein. Eine Behandlungsrunde mit dem Gerät, die bis zu acht Stunden dauern kann (wenn nötig, aber auch mehr), kostet zwischen 800 und 900 US-Dollar. (Für die UNLOAD-Patienten brauchten die Ärzte jeweils eine Runde oder zwei Runden). Mit Diuretika geht es billiger. Allerdings könnte, wenn etwa die Reduzierung der Klinikaufenthalte in die Rechnung einbezogen wird, die Bilanz wieder ganz anders aussehen.

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