KOMMENTAR
Ungenutztes Potenzial
Eigentlich ist das Prinzip sehr einfach: Antibiotika-resistente Bakterien werden vernichtet, indem spezifische Viren auf sie angesetzt werden. Und diese Viren sind für Menschen harmlos, weil sie ausschließlich Bakterien befallen. Warum sollte das nicht therapeutisch genutzt werden?
Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die als Bakteriophagen bezeichneten Viren über viele Jahre in der Therapie gegen bakterielle Infektionen verwendet, bis Antibiotika in den 40er Jahren ihren Siegeszug in die Therapie begannen.
Das Interesse an der Erforschung der Phagentherapie flaute ab, nur noch im Wesentlichen in Osteuropa wird derzeit daran intensiv geforscht. Pro Jahr erhalten zum Beispiel in Polen bis zu 1000 Patienten eine Phagentherapie. Jetzt, wo es immer mehr Resistenzen gegen Antibiotika gibt, könnte sich das Interesse an der Phagentherapie auch in Westeuropa wieder verstärken.
Die nun veröffentlichten Arbeiten von Wiener Wissenschaftlern sollten erneut Anlass für einen neuen Vorstoß sein, mehr über die Wirksamkeit der Phagentherapie zu erfahren. Bei dieser Behandlung darf es nicht bei den guten Erfahrungsberichten und den tierexperimentellen Erfolgen bleiben.
Es gibt ja auch in Deutschland bereits Hinweise aus ersten klinischen Studien, die Erfahrungsberichte etwa aus Georgien bestätigten. Und erste Studien in Deutschland, etwa am Krankenhaus Bietigheim-Bissingen, sollten großzügig gefördert werden.
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