Unruhige Beine? Dopaminerge Arzneien!

WIESBADEN (mal). Auf dopaminerge Präparate wird heute bei Patienten mit Restless-Legs-Syndrom (RLS) gerne zurückgegriffen: Bei der Diagnostik wird der L-Dopa-Test genutzt, bei der Therapie sind dopaminerge Präparate erste Wahl. Treten die Symptome täglich auf und sind mittelgradig bis schwer ausgeprägt, haben Dopamin-Agonisten Vorteile, betont Privatdozentin Ilonka Eisensehr.

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Unangenehm, schmerzhaft und auf Dauer zermürbend: Restless-Legs-Syndrom.

Unangenehm, schmerzhaft und auf Dauer zermürbend: Restless-Legs-Syndrom.

© Foto: Boehringer Ingelheim

Bei einer RLS-Prävalenz von fünf bis zehn Prozent gehe man in Deutschland von vier bis acht Millionen Betroffenen aus, erinnerte die in München niedergelassene Kollegin beim Internisten-Kongress in Wiesbaden. Insgesamt seien aber nur etwa 1,3 Millionen Patienten therapiebedürftig. Vor Beginn einer dopaminergen Pharmakotherapie sollten mögliche, den Krankheitsverlauf negativ beeinflussende Faktoren geprüft werden, erinnerte Eisensehr bei einem Symposium von Boehringer Ingelheim.

Serum-Ferritinwerte über 50 ng/ml sind anzustreben

Zu diesen Faktoren gehört ein niedriger Serum-Ferritinwert, bekanntlich eine mögliche Ursache eines sekundären RLS. "Sie können bei einem RLS-Patienten einen positiven Effekt erzielen, wenn Sie einen Serum-Ferritinwert von über 50 ng/ml anstreben", so Eisensehr. Normal seien ja bereits Ferritinwerte von 15 ng/ml. "Das reicht bei RLS in der Regel aber nicht aus", betont Eisensehr.

Ihr Rat: Bei jedem RLS-Patienten mit einem Serum-Ferritin unter 50 ng/ml sollte der Wert angehoben werden, und zwar über diesen Grenzwert hinaus. So ließen sich RLS-Kranke zwar nicht heilen, "aber Sie können vielleicht ein paar Medikamente sparen." Wichtig sei auch die Medikamentenanamnese, denn manche Pharmakotherapien können bekanntlich ein RLS verstärken oder auslösen, etwa Therapien mit SSRI oder Lithium.

Bei leichtem RLS oder intermittierenden Beschwerden sei L-Dopa eine gute Option. Wichtig sei, dafür nicht das retardierte Präparat zu wählen, erinnerte Eisensehr. Bei gut eingestellter Grundmedikation habe sie gute Erfahrung mit nicht retardiertem L-Dopa zur "Beschwerdebekämpfung nach Bedarf" gemacht. Das gute Ansprechen von RLS-Patienten auf L-Dopa habe man sich ja auch für die RLS-Diagnostik zu Nutze gemacht: 95 Prozent aller RLS-Patienten sprechen auf eine einmalige Gabe von 100 mg L-Dopa an.

Nach der Leitlinie RLS der Deutschen Gesellschaft für Neurologie sollte die Tagesdosis von L-Dopa 200 bis 300 mg nicht überschreiten, da sonst ein höheres Risiko für das als Augmentation bezeichnete Phänomen besteht. Eine Augmentation liegt dann vor, wenn sich bei abendlicher Therapie mit dopaminerger Substanz die RLS-Symptome zeitlich vorverlagern und verstärken. Sie kommt bei Therapie mit L-Dopa in höheren Dosierungen deutlich häufiger vor als bei Anwendung von Dopamin-Agonisten.

Diese seien deshalb bei mittelgradig bis schwer ausgeprägtem RLS mittlerweile Mittel der ersten Wahl, sagte Eisensehr. "Ganz wichtig ist, dass Sie den Zeitpunkt der Einnahme und die Dosierung individuell bestimmen", betonte die Neurologin. RLS-Kranke sollten ihren Dopamin-Agonisten etwa eine Stunde, bevor die Beschwerden losgehen, einnehmen, so Eisensehr. Bei Therapie mit Pramipexol (Sifrol®) etwa seien tägliche Dosierungen von initial 1/2 x 0,18 mg bis 1 x 0,54 mg ausreichend.

Sehr langsam auftitrieren - das fördert die Compliance

Für eine gute Compliance sollte die Dosierung des Agonisten ganz langsam auftitriert werden. Die empfohlene Anfangsdosis etwa von Pramipexol bei RLS beträgt 0,09 mg/d, also eine halbe Tablette mit 0,18 mg Pramipexol. "Auch wenn Sie das Auftitrieren ganz gezielt und langsam machen, kann als unerwünschter Effekt Übelkeit vorkommen", so Eisensehr. Dies sei aber ein vorübergehendes Phänomen. Ganz wichtig sei dann, auf Metoclopramid zu verzichten. Denn unter dieser Substanz seien pharmakogen induzierte RLS beobachtet worden. Der Rat von Eisensehr: Nehmen Sie - auch prophylaktisch - Domperidon, "damit können Sie nichts falsch machen."

Der RLS-Schweregrad wird durch zehn Fragen des International RLS Severity Scale beurteilt: www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/030-081.htm

STICHWORT

Vier Hinweise für die RLS-Diagnose

Bei Patienten mit Schlafstörungen helfen folgende vier Hinweise von den Betroffenen, um die Diagnose Restless-Legs-Syndrom (RLS) zu stellen:

  • unwillkürlicher Bewegungsdrang der Extremitäten (meist der Beine), gewöhnlich verbunden mit schmerzhaften Parästhesien
  • der Bewegungsdrang tritt in

Ruhe auf oder verschlechtert sich dann

  • Aktivitäten wie Gehen, Dehnen oder Strecken bringen vorübergehende Besserung
  • die Symptome verschlimmern sich abends oder nachts oder treten ausschließlich abends oder nachts auf

Typische RLS-Patienten berichten selbst, dass ihre Beschwerden zurückgehen durch Umherlaufen, Beine aus dem Bett hängen lassen, Kratzen, kalte Dusche, Beinestrecken oder Einreiben der Beine mit Franzbranntwein (kühlender Effekt). Alle diese Maßnahmen bringen aber nur kurzfristige Erleichterung, sagt Privatdozentin Ilonka Eisensehr aus München. Meist beginnen die Beschwerden nach 20 bis 30 Minuten erneut. (mal)

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