Klinische Studie

Verbesserte Überlebenschance bei Hautkrebs

Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben in einer klinischen Langzeitstudie einen immunologischen Impfstoff gegen metastasierenden schwarzen Hautkrebs erfolgreich getestet.

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Jedes Jahr erkranken in Deutschland über 20.000 Menschen an einem malignen Melanom.

Jedes Jahr erkranken in Deutschland über 20.000 Menschen an einem malignen Melanom.

© [M] Frau: Antonyuk Hand mit Lupe: Nikolai Sorokin / fotolia.com

ERLANGEN-NÜRNBERG. Jedes Jahr erkranken in Deutschland über 20.000 Menschen an einem malignen Melanom. Zwar konnten neue Verfahren, unter anderem die Immuntherapie, in den letzten Jahren beachtliche Erfolge erzielen. Vor allem die Checkpoint-Inhibitoren, die aktivierte Immunantworten verstärken und damit auch gezielte Abwehrmechanismen des Körpers gegen Krebszellen potenzieren, ermöglichen heute Überlebenschancen, wie sie vor wenigen Jahren noch undenkbar waren. Doch diese Immuntherapie hat sehr starke Nebenwirkungen.

Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg haben daher in einer klinischen Studie einen anderen Ansatz verfolgt: Sie setzten einen Impfstoff mit dendritischen Zellen ein. Diese wurden mittels einer in Erlangen entwickelten Technik in großer Zahl aus dem Blut der Patienten gewonnen und mit speziellen Tumor-Erkennungsmerkmalen beladen, wie die Wissenschaftler berichten. Die Ergebnisse der 2002 gestarteten Studie sind jetzt im renommierten Journal of Clinical Investigation erschienen (doi: 10.1172/jci.insight.91438).

"Dendritische Zellen steuern die Immunantwort im Körper und aktivieren T-Lymphozyten, die zum Beispiel eingedrungene Mikroben, aber auch Tumorzellen bekämpfen", erklärt Prof. Dr. Gerold Schuler, Direktor der Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen und Initiator der Studie in einer Mitteilung der Universität.

Hohe Überlebensrate bei geringen Nebenwirkungen

Das Team um PD Dr. Beatrice Schuler-Thurner, Leiterin Experimentelle Immuntherapie an der Erlanger Hautklinik, hat nun dem Bericht zufolge aus dem Blut von Melanom-Patienten vorgereifte und mit zehn tumorspezifischen Antigenen beladene dendritische Zellen gezüchtet, um die Zahl und Wirkung der den Tumor erkennenden T-Zellen im Patienten zu steigern. Über einen Zeitraum von zwei Jahren seien die Patienten zehn Mal mit diesem Medikament geimpft worden. Bei Erfolg wurde die Impfung in halbjährlichen Abständen fortgeführt.

Die Ergebnisse stimmen die Mediziner sehr optimistisch: Von den 53 geimpften Patienten mit metastasierenden Melanomen lebten zwölf Jahre später immerhin noch 19 Prozent. Die Überlebensrate von rund einem Fünftel entsprecht der einer Therapie mit dem seit 2011 zugelassenen Checkpoint-Inhibitor Ipilimumab, so die Forscher. Allerdings hätten die in Erlangen behandelten Personen deutlich geringere Nebenwirkungen gezeigt, die sich überwiegend auf Reaktionen der Haut beschränkten.

Kombination immunologischer Verfahren geplant

Die Forscher arbeiten nun zum einen daran, die Vorteile der unterschiedlichen immunologischen Therapieverfahren miteinander zu verbinden. Gerold Schuler äußerte sich in der Mitteilung: "Die Kombination unseres Impfansatzes mit Blockade-Antikörpern soll dazu führen, dass mehr tumorspezifische T-Zellen erzeugt werden, wobei zugleich das Einbremsen dieser T-Zellen verhindert wird. Wir sind optimistisch, dass wir in den kommenden Jahren noch mehr Krebspatienten erfolgreich behandeln und belastende Nebenwirkungen weiter reduzieren können."

Zum anderen haben die Forscher mittlerweile ihre Methodik der Antigenbeladung verfeinert: Sie verwenden RNA aus den jeweiligen Tumorzellen des Patienten als Antigenquelle, wodurch eine hundertprozentig personalisierte Vakzine zum Einsatz kommt. "Dieser Ansatz wird von uns momentan in einer Studie getestet, an der neun Universitätskliniken in Deutschland beteiligt sind", so Gerold Schuler. 200 Patienten mit einem Aderhautmelanom sollen in dieser von der Deutschen Krebshilfe finanzierten Studie betreut werden. (run)

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