Kardiologen

Versöhnliche Töne im TAVI-Terz

Die deutschen Kardiologen rudern im Streit mit den Herzchirurgen um die TAVI-Methode beim Einsetzen einer neuen Aortenklappe zurück: Es sei nicht beabsichtigt gewesen, die Leitlinie für Patienten mit Aortenstenose aufzuweichen.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
TAVI-Methode: Die neue Aortenklappe wird mit einem Herzkatheter in Position gebracht.

TAVI-Methode: Die neue Aortenklappe wird mit einem Herzkatheter in Position gebracht.

© Edwards Lifesciences

BERLIN. Bisher gibt es einen Konsens zwischen Kardiologen und Herzchirurgen: Die transvaskuläre Aortenklappen-Implantation (TAVI) sollte in erster Linie Patienten mit Aortenstenose und hohem Operationsrisiko vorbehalten bleiben.

Dies werde in Deutschland auch eingehalten, betonte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), Professor Christian Hamm vom Uniklinikum Gießen, bei einer DGK-Pressekonferenz in Berlin.

Hamm präsentierte aktuelle Daten des AQUA-Instituts von 2013. Danach hatte etwa ein Fünftel der TAVI-Patienten in Deutschland ein niedriges Risiko (EUROSCORE von 10 oder darunter).

Umgekehrt fallen über 80 Prozent aller Patienten mit operativem Aortenklappenersatz (AKE) in die Niedrigrisikogruppe.

Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßmedizin (DGTHG) hatte kürzlich ein DGK-Positionspapier vom Oktober zur Sicherung der Versorgungsqualität bei TAVI-Eingriffen scharf kritisiert und vor einer nicht durch Daten zu rechtfertigenden Ausweitung der Indikation für die TAVI auf Patienten mit mittlerem Risiko gewarnt.

Dies sei mit dem Positionspapier aber nicht beabsichtigt gewesen, betonte Professor Karl-Heinz Kuck vom Asklepios-Klinikum St. Georg.

Vielmehr werde in dem Papier deutlich gemacht, dass gemäß aktueller Datenlage Patienten unter 75 Jahren mit einem EUROSCORE kleiner 10 primär operiert werden sollten, während Patienten ab 75 Jahren mit einem EUROSCORE ab 20 primär eine TAVI erhalten sollten.

Zwei Studien bringen noch in diesem Jahr Ergebnisse

Bei Patienten, die nicht in die beiden Kategorien fallen, sollten Herzchirurgen und Kardiologen im Team gemeinsam entscheiden. Kuck betonte allerdings, dass sich diese Einschätzung bald ändern könnte.

Die beiden TAVI-Studien PARTNER IIA und SURTAVI untersuchen explizit Patienten mit mittlerem Risiko. Ergebnisse werden 2015 erwartet. Wenn die TAVI dem AKE dabei nicht unterlegen sei, müsse darüber diskutiert werden, das Positionspapier zu ändern, so Kuck.

Tatsächlich gibt es mittlerweile erste Hinweise aus Studien, die darauf hindeuteten, dass die TAVI auch bei mittlerem Operationsrisiko dem AKE zumindest gleichwertig sein könnte.

So war die TAVI in der randomisierten CoreValve-Studie dem AKE hinsichtlich der 1-Jahres-Sterblichkeit überlegen - bei Patienten, die entgegen der ursprünglichen Intention einen mittleren EUROSCORE von 17 bis 18 hatten, also an der Grenze zwischen hohem und mittlerem Risiko lagen.

Was die Langzeitdaten angehe, sei mittlerweile über einen Zeitraum von fünf Jahren klar gezeigt, dass die Funktion der Katheterklappen nicht abnehme, so Kuck.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Public Health Index 2025

Deutschland weist große Lücken im Gesundheitsschutz auf

Kooperation | In Kooperation mit: AOK Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 1: Pharmakokinetik von Rezafungin bei einer Dosierung von 400mg, gefolgt von 200mg einmal wöchentlich

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Invasive Candida-Infektionen

Modernes Echinocandin – optimierte Eigenschaften und klinische Vorteile

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Die Luftbelastung in Innenräumen mit Reinigungsprodukten betrifft jede Person. Sie beeinflusst unsere Lungenfunktion, und das lebenslang. Diese Gefahr wird unterschätzt. So die Meinung einer Pneumologin aus Italien.

© natali_mis / stock.adobe.com

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können